Politik verliert die Geduld

Dem umstrittenen Chef Nonnenmacher droht bereits am Dienstag das Aus.

Hamburg/Kiel. Wieder steht ein Landesbank-Chef auf der Kippe: Die Absetzbewegungen der Politik vom umstrittenen Vorstandsvorsitzenden der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, sind nicht zu übersehen. Am Wochenende wandten sich die kleinen Koalitionspartner der CDU in Hamburg und Schleswig-Holstein, Grüne und FDP, von dem 47 Jahre alten Sanierer ab. Sie wollen unbedingt seine Ablösung.

Am Dienstag wollten die Landesregierungen - die beiden Nordländer sind mit 85,5 Prozent Hauptanteilseigner der Bank - den Aufsichtsrat um die Entlassung Nonnenmachers bitten, berichtete "Spiegel Online". Aus Senats- und Staatskanzlei gab es dafür jedoch am Montag keine Bestätigung. Und der Betroffene selbst sagte lediglich: "Dazu ist mir nichts bekannt."

Aufsichtsratschef Hilmar Kopper, der bisher seine Hand schützend über den Bankchef hielt, soll demnach einen Nachfolger suchen. Falls diese Variante am Widerstand Koppers scheitert, müsste eine außerordentliche Hauptversammlung zum Ziel führen. Damit würde Kopper letztlich selbst unter Druck geraten.

Auch die Regierungschefs in Kiel und Hamburg, Peter Harry Carstensen und Christoph Ahlhaus (beide CDU), hatten sich bereits Ende Oktober von Nonnenmacher distanziert. Sie sind unzufrieden mit den bisherigen Erklärungen der HSH-Spitze zur Affäre um mögliche Bespitzelung von Politikern durch ein für die Bank arbeitendes Sicherheitsunternehmen. Beide nannten das Vertrauen in den Mathematikprofessor erheblich strapaziert.

Schon kurz nach nach seiner Ernennung zum HSH-Chef eckte der große und schlanke Mann mit der Gel-Frisur an, weil er in Zeiten der Krise eine Zahlung von 2,9 Millionen Euro aus einem Altvertrag durchsetzte. Dem Bankchef, der hausintern in Anlehnung an einen James-Bond-Bösewicht "Dr. No" genannt wird, brandete prompt eine Welle von Ablehnung und Kritik entgegen.

Politiker, Verbandsfunktionäre und Journalisten stellten Nonnenmacher in eine Reihe gieriger Banker, die erst ihre Institute vor die Wand fahren, Steuergelder beanspruchen und persönlich mit hohen Abfindungen eine sanfte Landung hinlegen. Bevor er seinen Vorgänger Hans Berger auf dem Chefsessel beerbte, war Nonnenmacher seit Oktober 2007 Finanzvorstand der HSH Nordbank.

Nonnenmacher will künftig zu HSH Nordbank-Affären schweigen, kündigte er noch am Montagmorgen in einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss an. Zu Beginn der Sitzung hatte Nonnenmacher in einer kurzen Erklärung noch einmal den Vorwurf als "blanken Unsinn" zurückgewiesen, die von der HSH Nordbank engagierte Sicherheitsfirma Prevent AG habe eine FDP-Veranstaltung am 22. Juli 2009 bespitzeln lassen.

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