Panzer-Deal entfacht Diskussion bei Krauss-Maffei

München (dpa) - Der Rüstungskonzern Rheinmetall und die Münchner Panzerschmiede Krauss-Maffei Wegmann (KMW) sollten aus Sicht von KMW-Miteigentümer Burkhart von Braunbehrens zusammengehen. „Es wäre sinnvoll, wir würden den Weg mit Rheinmetall in eine gemeinsame AG gehen“.

Das sagte der als Künstler tätige Braunbehrens der „Financial Times Deutschland“ (Montag). Aber: „Ich spreche nur für mich.“ Die Debatte dazu liefe aber „sehr verhalten“, sagte Braunbehrens der dpa. Bislang hatten sich die Eigentümer von KMW stets gegen einen Zusammenschluss verwahrt. Eine rasche Änderung wird es kaum geben.

Braunbehrens macht - beispiellos in der Geschichte in des verschwiegenen Konzerns - seit Wochen öffentlich Front gegen eine Lieferung von bei KMW entwickelten Leopard-2-Panzern an Saudi-Arabien und dürfte damit seine Miteigentümer gründlich verärgert haben. Der neuerliche Vorstoß wird der Unternehmensführung ebenfalls ungelegen kommen. Vor allem der frühere KMW-Chef und jetzige Aufseher Manfred Bode lehnte eine Fusion immer ab. Dabei gibt es Überlegungen für eine Fusion der beiden deutschen Rüstungsfirmen seit Jahren. „Ich habe den Eindruck, dass dieser Prozess dringend eingeleitet werden muss“, sagte der studierte Volkswirt und Soziologe Braunbehrens der dpa.

Denn beide Unternehmen sind nicht nur Konkurrenten, sondern arbeiten bei etlichen Projekten bereits eng zusammen, etwa beim Schützenpanzer Puma. Während Branchenprimus Rheinmetall bereits in der Vergangenheit für ein Zusammengehen geworben hatte, lehnten die KMW-Eigner stets ab. Am Montag wollten sich beide Firmen nicht äußern. In der - angesichts sensibler Kundschaft - auf Diskretion bedachten Branche dürfte die Diskussion wenig Freude auslösen. Rheinmetall will in diesem Jahr möglichst sein Auto-Geschäft an die Börse bringen, um sich stärker auf die Rüstung zu konzentrieren.

KMW machte 2010 einen Umsatz von 878 Millionen Euro und gehört zur Dachgesellschaft Wegmann & Co Unternehmensholding KG in Kassel, zu der auch der Maschinenbauer Schleifring zählt. Erst im Januar 2011 übernahm die Holding von Siemens die restlichen 49 Prozent an KMW - für Beobachter ein Zeichen, dass ein Einstieg Dritter bei KMW eher nicht auf der Wunschliste der Familien steht. Zwar sähen Analysten wie Manfred Jaisfeld von der Essener National-Bank eine Fusion positiv, halten sie aber wegen der Gesellschafterstruktur von KMW bis auf Weiteres für unwahrscheinlich.

Aus Sicht von Braunbehrens könnte ein solcher Schritt helfen, die Rüstungsbranche in Europa neu zu ordnen und gegen Rivalen zu wappnen. „Die Konsolidierung in der fragmentierten Branche ist dringend notwendig, wenn Europa ein globaler Mitstreiter in der Heerestechnik bleiben will“, sagte Braunbehrens. In Sachen Fusion dürfte der 70 Jahre alte Maler und Bildhauer aber nur wenig ausrichten können. Die genaue Gesellschafterstruktur von KMW und die Mehrheitsverhältnisse in den Gremien sind nicht öffentlich bekannt. Braunberens erhofft sich vor allem mehr Transparenz für das Rüstungsgeschäft. „Bei KMW herrscht eher der verschwiegene Stil der 50er Jahre“, sagte er.

Laut „taz“ wählten die anderen Eigentümer Braunbehrens nach seiner öffentlichen Kritik aus den Aufsichtsgremien wieder ab. Der Künstler, der nach eigenen Angaben auch als Zeitungsredakteur und Industriearbeiter aktiv war, bestätigte dies in der „FTD“ zumindest indirekt: „Mein eigener Anteil ist klein. Dennoch bin ich mit zwei Dritteln aller Stimmen in die Gremien gewählt und, wie zu lesen ist, wieder abberufen worden.“ Braunbehrens hatte unter anderem im „Stern“ und im „Focus“ den möglichen Verkauf von Leopard-2-Kampfpanzern nach Saudi-Arabien scharf attackiert. Während der arabischen Revolution Panzer in das Königreich zu liefern, „wäre Wahnsinn“.

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