Meinung Ärger über Nullzinspolitik - Sparer müssen umdenken

Meinung · Wenn die deutschen Sparer einen Schuldigen für ihr Elend suchen, landen sie schnell bei Mario Draghi. Wenn Christine Lagarde den Chefposten ab November von Draghi übernimmt, ist eine Änderung nicht in Sicht.

 Sparer müssen umdenken. Statt Sparbuch bleibt nur der Ausweg in das höhere Risiko mit Anlagen in Sachwerte wie Immobilien oder Aktien.

Sparer müssen umdenken. Statt Sparbuch bleibt nur der Ausweg in das höhere Risiko mit Anlagen in Sachwerte wie Immobilien oder Aktien.

Foto: dpa-tmn/Jens Schierenbeck

Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) hat es mit seiner Nullzinspolitik zu verantworten, dass die Spareinlagen hierzulande nichts mehr abwerfen. Nach Abzug der Inflation gibt es sogar echte Kaufkraftverluste, von Enteignung ist die Rede. Wenn Christine Lagarde den Chefposten ab November von Draghi übernimmt, wird sie den Ärger der Sparer auf sich ziehen, denn eine Änderung des EZB-Kurses ist mit dem Wechsel nicht verbunden.

Aber ist die EZB der richtige Sündenbock? Klarer Auftrag der Zentralbank ist es, die Inflation bei knapp zwei Prozent zu halten, weil die Wirtschaft bei dieser Teuerungsrate am besten funktioniert. Läge der Leitzins bei drei oder vier Prozent, käme es zur Rezession und einem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit. Das kann keine Option sein. In Wahrheit sind die Zinsen deshalb so niedrig, weil der Wunsch nach sicherer Ersparnis weltweit sehr hoch ist, während es gleichzeitig an der Bereitschaft zur Investition fehlt.

Wenn Unternehmen und Staat zu wenig Geld ausgeben, lässt sich für die Sparer kein hoher Zins erwirtschaften. Die EZB hat keine andere Wahl, als mit billigem Geld oder gar Strafzinsen Investitionen anzuregen.

 Ein Kommentar von Rolf Eckers.

Ein Kommentar von Rolf Eckers.

Foto: Sergej Lepke

Für den Sparer bedeutet das: Mittelfristig ändert sich das Zinsniveau nicht. Wer auf Sparbücher und Festgeldanlagen setzt oder gar Bargeld zu Hause hortet, wird weiter mit Kaufkraftverlusten leben müssen. Um dem zu entgehen, bleibt nur der Ausweg in das höhere Risiko mit Anlagen in Sachwerte wie Immobilien oder Aktien. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht unbedingt. Über Fonds können Sparer auch mit kleineren Beträgen und geringen Kosten einsteigen. Aber: Wer auf diese Weise ins Risiko geht, sollte einen Anlagenhorizont von fünf oder zehn Jahren haben, um Rückschläge aussitzen zu können.

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