Neuordnung bei Daimler: C-Klasse wird verlagert

Das Stammwerk wird geschwächt. Der Sportwagen SL gibt keinen Ausgleich.

Sindelfingen/Bremen (ifa/dpa). Der Autobauer Daimler ordnet seine Pkw-Produktion neu und verlagert weitere Teile ins Ausland. Der Bau der Mercedes-C-Klasse wird in Sindelfingen gestoppt und nach Bremen und in die USA verlagert. Damit verliert der größte Pkw-Standort Sindelfingen des Premiumherstellers deutlich an Bedeutung.

Daimler-Chef Dieter Zetsche betonte in einer Mitteilung, er wisse um die "große emotionale Bedeutung der C-Klasse für die Mitarbeiter am Standort Sindelfingen und hätte sich diese Entscheidung "nicht leicht gemacht". Aus strategisch-wirtschaftlicher Sicht sei dieser Schritt aber unausweichlich. Tausende Mitarbeiter legten aus Protest gegen die Pläne des Managements die Produktion für mehrere Stunden lahm. Arbeitsplätze in Deutschland sollen wegen des Umbaus aber nicht gestrichen werden.

Die Produktionspläne für die neue Generation der kleinen Mercedes-Benz-Limousine gelten laut Daimler von 2014 an. Im Gegenzug soll dann die Montage des Sportwagens SL nach Sindelfingen verlagert werden. Die genaue Aufteilung soll wie folgt aussehen: 60 Prozent der C-Klasse-Fahrzeuge werden künftig in Bremen gebaut, 20 Prozent in den USA und jeweils 10 Prozent in China und Südafrika. Mit dem Umbau des Produktionsnetzes will Daimler die Kosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit stärken.

Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm nannte die Entscheidung des Managements "falsch und in ihrer Wirkung fatal". "Der Vorstand steht in der Verantwortung für die Sindelfinger Belegschaft. Dieser muss er sich jetzt stellen, statt als Job-Killer aufzutreten." Trotz der vom Konzern angekündigten Maßnahmen zum Erhalt von Arbeitsplätzen seien in Sindelfingen nun 3000 Arbeitsplätze gefährdet.

Nach Angaben des Autobauers in der offiziellen Mitteilung sind dagegen von der Verlagerung in Sindelfingen 1800 Stellen betroffen. Den Mitarbeitern würden andere Beschäftigungsmöglichkeitern angeboten, sagte Personalvorstand Wilfried Porth. Mercedes-Produktionschef Rainer Schmückle sagte, die freiwerdenden Kapazitäten sollten zum Beispiel für die verstärkte Montage von Brennstoffzellen- und Hybridfahrzeugen genutzt werden. Die Details sollen mit dem Betriebsrat ausgehandelt werden.

Die Jobs in Bremen sind gesichert. Im US-Werk Tuscaloosa soll die Zahl der Beschäftigten von derzeit 2800 auf rund 4000 steigen. Dort waren allerdings in den vergangenen Monaten wegen der Krise fast 1000 Arbeitsplätze gestrichen worden. Schmückle sagte, die Lohnkosten seien dort wegen längerer Arbeitszeiten für Daimler günstiger. Während ein Mitarbeiter in Deutschland pro Jahr 1350 Stunden arbeite, seien es in den USA 1800 Stunden. Daimler könne durch die Produktion von Autos der C-Klasse in Alabama 2000 Euro pro Auto sparen, rechnete Schmückle vor. ifa/dpa

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