Nahrungsmittel werden teurer

Düsseldorf/Wiesbaden (dpa) - Lebensmittel werden in diesem Jahr nach Einschätzung des Handels deutlich teurer. „Die Schwankungen an den Rohstoffmärkten schlagen stärker durch als es je der Fall war“.

Das sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, am Donnerstag in Düsseldorf bei der Vorstellung einer Konjunkturumfrage der Branche. Trotz des harten Wettbewerbs unter den Supermärkten und Discountern sei 2011 ein Preisanstieg von etwa 2,5 bis 3 Prozent im Bereich der Lebensmittel wahrscheinlich.

„Eine Preissteigerung bei Lebensmitteln wird deutlich anders wahrgenommen als bei langlebigen Gütern“, schilderte Genth. Im Unterschied zu Bekleidung würden einige Lebensmittel täglich gekauft - relativ wenige Preise stünden im Fokus. Eine „gefühlte Inflation“ könnte das Verbraucherverhalten beeinflussen. Der HDE-Vertreter betonte in dem Zusammenhang, dass der Konkurrenzkampf im deutschen Handel besonders groß sei. „Wir haben einen sehr gut funktionierenden Wettbewerb. Forderungen von Herstellern werden nicht durchgewinkt.“

Nach einer Umfrage unter 3000 Unternehmen in den vergangenen vier Wochen ist die Stimmung auf einem 10-Jahres-Hoch. Das drücke sich unter anderem in den Erwartungen für das erste Halbjahr 2011 aus. Fast die Hälfte gehe von einem Umsatzzuwachs zum Vorjahr aus. Mit einem Rückgang rechneten nur 16 Prozent der Befragten nach 26 Prozent vor einem Jahr. Ein ergänzendes Barometer zeige, dass im März fast jedes zweite Handelsunternehmen ein Umsatzzuwachs verzeichnet habe.

Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes stiegen im Februar 2011 die Einzelhandelsumsätze um 3 Prozent. Bereinigt um Preiserhöhungen beträgt das Plus gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres 1,1 Prozent, wie das Bundesamt am Donnerstag mitteilte.

Der HDE hält trotz gestiegener Risiken an seiner Jahresprognose fest. Demnach wird unverändert ein Umsatzplus von 1,5 Prozent für den deutschen Einzelhandel 2011 erwartet. Preisbereinigt wird von einem Umsatz der Branche auf dem Vorjahresniveau ausgegangen. Die Zahlen des Verbandes beziehen sich auf den Einzelhandel im engeren Sinne. Apotheken, Brennstoffhandel und Auto sind darin nicht enthalten. Als Risiko wurden unter anderem steigende Energiepreise genannt.

Die Katastrophen in Japan haben laut HDE bisher keine negativen Auswirkungen auf das Kaufverhalten und die Auswahl in den Regalen. Japanische Lebensmittel hätten einen Anteil von 0,1 Prozent an den Lebensmittel-Importen in Deutschland, erläuterte Genth. „Die Lebensmittel, die in den Regalen zu finden sind, wurden vor der Katastrophe hergestellt und eingeführt.“ Nachlieferungen würden umfangreich kontrolliert.

Auch bei elektronischen Produkten wie Computern und Kameras seien die Regale im deutschen Einzelhandel weiterhin gut gefüllt. „Es gibt keine Lieferengpässe“, unterstrich der HDE-Hauptgeschäftsführer.

Der HDE rechnet mit einer schnellen Tarifrunde 2011. Es gebe einerseits Gewerkschaftsforderungen von 5 bis 6 Prozent mehr Geld. Anderseits gebe es auch schon Arbeitgeber-Angebote von 1,5 bis 2 Prozent. Genth zeigte sich optimistisch, dass bis zum Herbst Tarifabschlüsse erzielt werden können. Im deutschen Einzelhandel arbeiten nach Verbandsangaben fast 2,9 Millionen Frauen und Männer.

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