Nachruf: Im Herzen ein Sozialromantiker

Der Unternehmer Hannsheinz Porst ist im Alter von 87 Jahren verstorben.

Nürnberg. Unternehmergenie, Sozialromantiker, Landesverräter: Hannsheinz Porst hafteten viele Etiketten an. Er war eine der schillerndsten und widersprüchlichsten Unternehmerpersönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Im Alter von 87 Jahren ist Porst nun gestorben, wie sein Sohn bestätigte.

Der Name Porst ist untrennbar mit der "Photo Porst"-Kette verbunden, die Hannsheinz Porst 1960 von seinem Vater Hanns übernahm. Durch geschickte Werbung, Fotoversand und Teilzahlungsangebote war aus dem 1919 gegründeten kleinen Fotoladen ein florierendes Geschäft geworden.

Um sich der Konkurrenz durch Neckermann und Foto-Quelle zu erwehren, baute Hannsheinz Porst die Firma mit Ladenketten und Franchise-Partnern zu einem der größten deutschen Fotohäuser aus.

Höhen und Tiefen lagen in Porsts Leben stets eng beieinander. Während Porst in den 60er Jahren die Foto-Kette an die Spitze der Branche führte, landete er zweimal im Gefängnis. Zunächst wurde er wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung verhaftet und kam erst gegen eine Kaution von acht Millionen Mark wieder frei. Später musste er eine Strafe von zwei Millionen Mark und eine Steuernachzahlung in Höhe von 9,5 Millionen Mark zahlen.

1969 sorgte Porst für Schlagzeilen, als er wegen angeblicher landesverräterischer Beziehungen zur DDR zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt wurde. "Ich wurde völlig missverstanden. Ich versuchte lediglich, gegenseitiges Verständnis zu fördern", verteidigte Porst seinen "missionarischen Eifer", der ihn dazu getrieben hatte, gleichzeitig FDP und SED beizutreten und angeblich für die Stasi zu spitzeln.

Aus seiner Sympathie zum Marxismus hatte Porst nie einen Hehl gemacht, und so wagte der Unternehmer 1972 das "Experiment Sozialismus": Er führte die "totale Mitbestimmung" ein, verschenkte das Unternehmen an seine 1600 Mitarbeiter und ließ basisdemokratisch entscheiden. In seinem Innersten sei er ein Sozialromantiker, sagte Porst.

Als Unternehmer ist er daran gescheitert. Das Mitbestimmungsmodell endete 1982, als Photo Porst mit Hilfe ausländischer Investoren gerettet werden musste. Trotz Restrukturierungs- bestrebungen konnte sich Photo Porst nicht mehr erholen und meldete 2002 Insolvenz an.

Hannsheinz Porst zog sich Ende der 70er Jahre ins Privatleben zurück. Vor den Toren Nürnbergs widmete sich der Fotograf, Flieger und Liebhaber amerikanischer Straßenkreuzer zuletzt vor allem der Zucht von Hochlandrindern.

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