Müller Brot: Skandalbetrieb kämpft ums Überleben

Selbst wenn die Produktion bei Müller Brot wieder anläuft, ist die Zukunft des insolventen Betriebs offen.

Neufahrn. „Hier kommt nur das Beste rein“, steht auf der Papiertüte, die im Backshop von Müller-Brot liegt. „Die Kunden kamen sogar bis aus München, um bei uns einzukaufen“, sagt die Verkäuferin im Back-Shop. Doch nun klingt die Werbung wie Hohn. „Wir können nur noch hoffen.“ Seit zwei Wochen ruht die Produktion bei Müller — wegen hygienischer Mängel. Inzwischen hat die Firma Insolvenz angemeldet.

Nach der Schließung war der Umsatz eingebrochen, weil Großkunden wie Lidl und Aldi die Produkte aus ihren Regalen verbannten.

Es ist Freitagmittag im Industriegebiet von Neufahrn bei München, dem Firmensitz der in Verruf geratenen Großbäckerei Müller-Brot. Vor wenigen Minuten hat ein Kleintransporter mit der Aufschrift „Kärcher“-Hochdruckreiniger das Gelände verlassen. Kurz darauf fährt ein Konvoi auf den Hof: 18 Spezialisten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie weitere Kontrolleure. Sie sollen entscheiden, ob Müller-Brot jetzt ein sauberer Betrieb ist und trotz der Pleite wieder produzieren darf.

Am 30. Januar hatte Müller wegen Mäusedreck und Ungeziefer in Backzutaten schließen müssen. Die Lebensmittelaufsicht hatte die Produktion in der Brotfabrik am 30. Januar gestoppt, nachdem gravierende Hygienemängel entdeckt worden waren. Der Chef des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf, sagt, die Kontrolleure hätten seit 2009 immer wieder Schmutz und Schaben gefunden. Mehrfach seien deshalb Teig und Lebensmittel vernichtet worden. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Ein gutes Dutzend Mitarbeiter, die draußen in der Kälte ihre Finger an Bechern mit Kaffee aus dem firmeneigenen Back-Shop wärmen, macht ihrer Wut Luft. Auf die Gesellschafter, die „immer nur genommen haben, aber nie Geld in die Firma gesteckt haben“, wie einer sagt. Aber auch auf die Behörden, die den Betrieb einstellen ließen und ihrer Meinung nach nun ebenfalls Verantwortung dafür tragen, falls das Unternehmen in die Knie geht.

Wie es weiter geht, das ist die größte Sorge der rund 1100 Mitarbeiter. Der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl wollte noch am Freitag die Belegschaft informieren, Details dazu gab es noch nicht. „Das Arbeitsamt freut sich schon“, sagt ein Mitarbeiter. Wenigstens das ist sicher: Die Agentur für Arbeit wird das Insolvenzgeld rückwirkend bezahlen, also auch die noch ausstehenden Löhne für Januar.

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