Das Geschäft mit dem Geschäft : Mobile Toiletten bringen Millionen
Nürburg (dpa) - Ob Festival-Fans oder Rockstars - sie alle müssen einmal. Während die einen an ganz normalen Kabinen-Klos anstehen, bekommen die anderen mobile Luxusvarianten aus teurer Keramik und mit Bildschirmen.
So auch bei den großen Festivals „Rock am Ring“ in der Eifel und „Rock im Park“ in Nürnberg an diesem Wochenende. Das Geschäft mit dem Geschäft ist ein Millionengeschäft - gerade in der Freiluft-Saison.
„Zwei Drittel des deutschen Mietmarkts mit Kabinen ist bei uns organisiert“, sagt der Sprecher des zuständigen Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE), Bernhard Schodrowski, in Berlin. „Damit wird ein Jahresumsatz von mehr als 120 Millionen Euro erzielt.“ Das entspreche über 140.000 Kabinen-Klos. Inklusive der nicht im BDE vertretenen Anbieter „wird es vermutlich mehr als 200.000 Kabinen in Deutschland geben“. Der Gesamtumsatz der Branche inklusive Container mit Spül-Klos und Toilettenwagen ist laut Schodrowski statistisch nicht erfasst.
Komfort und hygienischer Standard seien über die Jahre gestiegen, meint der BDE-Sprecher. Die Zeiten der Bretterbuden seien vorbei. Extremes Beispiel: die Luxus-Sanitärcontainer für die Stars bei „Rock am Ring“ ab Freitag (1. Juni) im VIP-Bereich am Nürburgring. Für die Bands „Foo Fighters“ und „Thirty Seconds To Mars“ etwa sollten der verantwortlichen Firma Sani zufolge teure Keramikanlagen zur Verfügung stehen - neben Duschabtrennungen aus Glas und Bildschirmen mit der Live-Übertragung des Festivals über den Waschbecken.
Für die Festivalbesucher am Nürburgring sollte es laut Sani-Abteilungsleiter Soenke Jessen rund 800 mobile Toiletten geben - plus zahlreiche Sanitärstationen mit je bis zu 100 Spültoiletten und Urinalen. „Wir sind der Dienstleister, der den ersten und letzten Kontakt zum Besucher hat“, betont Jessen. „Natürlich sind die Headliner am wichtigsten - aber was bringt das, wenn die Besucher nicht richtig untergebracht sind?“ Immerhin kosteten die Tickets für „Rock am Ring“ um die 200 Euro.
Sani-Sprecher Sören Gütschow weiß: „Die Ansprüche der Kids bei Festivals sind gestiegen.“ Sie stünden lieber für eine Spültoilette im Container in einer Schlange an, als in ein freies Kabinen-Plumpsklo daneben zu gehen. Ein älterer Spruch der Musikbranche lautet: „Bei Rockfestivals ist ein Klogang wie eine Bergwanderung: Nur nicht in die Tiefe schauen.“