Milliardenverlust: Ackermann lehnt Staatshilfe trotzdem ab

Die Deutsche Bank kommt unter die Räder. Bei der Hypo Real Estate muss zur Rettung wohl der Staat einsteigen.

Frankfurt/Berlin (ifa/dpa) Die globale Wirtschaftskrise trifft die deutschen Banken härter als bisher erwartet, der Steuerzahler muss für immer größere milliardenschwere Rettungspakete geradestehen.

Nach der Teilverstaatlichung der Commerzbank prüft die Bundesregierung auch einen Einstieg beim angeschlagenen Finanzkonzern Hypo Real Estate (HRE).

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" steht ein Einstieg des Staates bei der HRE bereits fest. Auch eine Übernahme von mehr als 50 Prozent werde erwogen. Dafür müsste aber das Gesetz für den Banken-Rettungsfonds geändert werden, der die Beteiligung des Bundes auf ein Drittel begrenzt.

Nach der Lehman-Pleite, die den Finanzmarkt erst richtig ins Trudeln gebracht hatte, ist auch die Deutsche Bank nach Angaben ihres Vorstandschefs Josef Ackermann unter die Räder gekommen. Ackermann räumte gestern für 2008 Schwächen beim Branchenprimus ein.

Für das gesamte Jahr geht das Institut von einem Verlust von 3,9 Milliarden Euro aus. Allein im vierten Quartal fiel wegen schlechter Ergebnisse im Wertpapierhandel ein Verlust von 4,8 Milliarden Euro an. Einen Jobabbau im großen Stil deswegen schloss Ackermann aber aus.

Der Dax ging wegen der Banktitel auf Talfahrt. Er büßte zwischenzeitlich mehr als fünf Prozent ein und schloss mit einem Minus von 4,6 Prozent bei 4422 Punkten.

Angesichts der tiefroten Zahlen verschaffte sich die Deutsche Bank mit einem geänderten Fahrplan beim Kauf der Postbank Luft. Die Postbank-Mutter Deutsche Post - indirekt also der Bund - wird im Gegenzug vorübergehend größter Einzelaktionär. Direkte Staatshilfe lehnte Ackermann erneut ab: "Wir brauchen weiterhin kein Geld von der Regierung", betonte er.

Vorteil der neuen Modalitäten für die Bank: Sie muss ihr Eigenkapital nicht mehr so stark belasten, ihre Eigenkapitalbelastung reduziert sich von 2,2 Milliarden auf 1,0 Milliarden Euro. Zum Jahreswechsel betrug die Kernkapitalquote des Instituts - das Verhältnis zwischen Eigenkapital und ausgegebenen Krediten - vergleichsweise solide zehn Prozent.

Die Post ihrerseits kommt nach eigenen Angaben "schneller und mit weniger Risiko aus dem Bankgeschäft". Die Post erhalte unmittelbar liquide Mittel von 3,8 Milliarden Euro. Ab Ende April könnten die Deutsche-Bank-Aktien wieder verkauft werden. "Wir beabsichtigen nicht, längerfristig Großaktionär der Deutschen Bank zu bleiben", sagte Vorstandschef Frank Appel.

Die angeschlagene BayernLB will sich derweil über eine Milliarden-Anleihe finanziellen Spielraum verschaffen. Der Bund übernehme für die Anleihe über den Soffin wie geplant Garantien von bis zu 15 Milliarden Euro, teilte die BayernLB mit. Die Landesbank kämpft mit Milliardenbelastungen.

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