Metro-Mitgründer Otto Beisheim ist tot

München (dpa) - Der Mitgründer des größten deutschen Handelskonzerns Metro AG, Otto Beisheim, ist tot. Der 89-Jährige habe an einer unheilbaren Krankheit gelitten und sei „aufgrund der Hoffnungslosigkeit seiner gesundheitlichen Lage aus dem Leben geschieden“, teilte die Otto-Beisheim-Gruppe mit.

Er sei am Morgen in seinem Haus in Rottach-Egern am Tegernsee tot aufgefunden worden. Schon vor der offiziellen Mitteilung hatte „Bild.de“ über Beisheims Tod berichtet.

Mit der Einführung des Supermarkt-Prinzips Cash & Carry (C&C) auch im Großhandel war Beisheim zu einem der reichsten Männer Europas geworden. Die Idee hatte der Sohn eines Gutsverwalters aus der Nähe von Essen 1960 als junger Kaufmann auf einer Geschäftsreise in den USA kennengelernt: Statt wie damals üblich die bestellten Waren mit Rechnung an die Einzelhändler auszuliefern, holten diese ihre Ware in Großmärkten selbst ab und bezahlten bar. 1964 gründete Beisheim in Mühlheim an der Ruhr den ersten deutschen C&C-Markt. Sechs Jahre später machte seine Unternehmensgruppe bereits eine Milliarde Mark Umsatz.

Als langjähriger geschäftsführender Gesellschafter der Metro SB Großmärkte und später als Verwaltungsratspräsident der Metro Holding im Schweizer Kanton Zug trug Beisheim maßgeblich zur Expansion des Konzerns bei. Nach der Übernahme der Kaufhäuser Kaufhof und Horten ging die Metro AG 1996 an die Börse - Beisheim hielt zuletzt noch 10 Prozent der Aktien.

Sein Erbe wird jetzt in die beiden gemeinnützigen Prof.-Otto-Beisheim-Stiftungen in München und in Baar in der Schweiz übergehen, wie die Agentur Brunswick im Auftrag seines Familienunternehmens mitteilte. Beisheims Frau war schon 1999 gestorben, das Ehepaar hatte keine Kinder.

Beisheim hatte sich auch als Mäzen hervorgetan. Die Koblenzer Hochschule für Unternehmensführung führt aufgrund einer Stiftung den Namen Otto Beisheim School of Management.

Für Diskussionsstoff sorgte seine Vergangenheit während des Zweiten Weltkrieges. Eine Sprecherin des Familienbüros der Otto Beisheim Gruppe bestätigte auf Anfrage, Beisheim sei ab 1942 im Arbeits- und Heeresdienst tätig gewesen. Bei der Waffen-SS sei er Kradmelder und Funker in einem niedrigen Dienstgrad gewesen.

Metro-Aufsichtsratschef Franz Markus Haniel sagte: „Wir verlieren mit Otto Beisheim einen großen Unternehmer und besonders wertvollen Menschen und sind in Gedanken bei seiner Familie.“ Beisheim habe „über viele Jahrzehnte die Metro zu einem weltweit führenden Handelskonzern aufgebaut und damit ein maßgebliches Stück Wirtschaftsgeschichte geschrieben“.

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