Metall-Tarifkonflikt: Annäherung in „Trippelschritten“

Sindelfingen (dpa) - Nach einem leicht verbesserten Arbeitgeberangebot zu Altersteilzeit und Weiterbildung haben Metall-Arbeitgeber und IG Metall ihre Tarifverhandlungen im Südwesten auf den 23. Februar vertagt.

Zwar bescheinigten sich beide Seiten nach den rund sechsstündigen Gesprächen am Mittwoch in Sindelfingen, Bewegung gezeigt zu haben. Doch IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger beklagte, es die Arbeitgeber wagten nur Trippelschritte. „So erreichen wir die Ziellinie nie.“ Ohne das Wort Arbeitskampf in den Mund zu nehmen, unterstrich er, bis Ende Februar eine Lösung erreichen zu wollen.

Nach einer langsameren Gangart über Fasching würden die Warnstreiks mit voller Stärke bis zum nächsten Treffen am 23. Februar in Böblingen wieder aufgenommen. Bis dahin soll eine Expertengruppe Lösungskorridore ausloten.

An Warnstreiks hatten sich seit Ablauf der Friedenspflicht Ende Januar bundesweit 530 000 Metaller beteiligt. Bundesweit legten am Mittwoch rund 20 000 Beschäftigte aus 90 Betrieben ihre Arbeit kurzzeitig nieder, davon 11 400 im Südwesten, unter anderem bei Porsche, ZF Friedrichshafen und dem Unternehmen von Arbeitgeberchef Stefan Wolf, dem Autozulieferer ElringKlingler in Dettingen.

Aus Sicht der Arbeitgeber hat die IG Metall das Streikrecht bereits überstrapaziert; sie schade damit dem Standort Deutschland. Wolf betonte: „Eine Lösung finden wir nicht auf der Straße.“ Der Verband habe ein „sehr, sehr gutes Angebot“ vorgelegt, das nicht als Provokation angesehen werden könne.

Südwestmetall hatte Vorschläge gemacht zu Definition der besonders Belasteten mit Anspruch auf einen vorzeitigen Ruhestand sowie zu einer finanziell attraktiveren Gestaltung der Altersteilzeit für untere Entgeltgruppen. Ob dies in die Richtung der IG Metall geht, die den Zugang zur Altersteilzeit unter anderem auch für Angestellte mit zeitlich eng getakteter Projektarbeit öffnen will, ist unklar. Verärgert reagierte die Gewerkschaft darauf, dass die Arbeitgeber weiterhin nur zwei Prozent der Belegschaft - statt wie bislang vier Prozent - in Altersteilzeit gehen lassen wollen. „Ein niedrige Quote ist mit der IG Metall Baden-Württemberg nicht zu machen“, sagte Zitzelsberger.

Bei der Weiterbildung regte der Verband unter anderem Ansparmodelle für Zeit- und Geldansprüche an. Die IG Metall fordert hingegen, dass Zuschüsse der Arbeitgeber es den Beschäftigten erleichtern, Lohnausfälle bei reduzierter Arbeitszeit zu verkraften. Eine solche „Zwangsabgabe“ komme für die Arbeitgeber nicht infrage, betonte Wolf.

Die von der IG Metall geforderte Entgelterhöhung von 5,5 Prozent bundesweit 3,7 Millionen Beschäftigten, knapp 800 000 davon im Südwesten, war in Sindelfingen kein Gesprächsthema. Die Arbeitgeber hielten an ihrem bisherigen Angebot eines Gehaltsplus von 2,2 Prozent fest.

Im Bezirk Mitte warden die Gespräche ergebnislos vertagt worden. Bezirkschef Armin Schild kündigte eine schärfere Gangart an: „Offensichtlich müssen wir den Druck erhöhen.“

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