Merkel empört über Herablassung irischer Banker

Dublin/London (dpa) - Empörung über abgehobene Banker in Irland: Mitschnitte entlarvender und mit Beleidigungen gegen Deutschland gespickter Gespräche irischer Manager der Pleitebank Anglo Irish Bank haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erbost.

Sie habe dafür „wirklich nur Verachtung“, sagte sie in Brüssel und holte gleich zum Rundumschlag gegen die ganze Branche aus: „Ich kann nur sagen, die Tonalität scheint bankenübergreifend gleich zu sein.“

Der angesehenen Zeitung „Irish Independent“ waren Tondokumente zugespielt worden, die sie Anfang der Woche veröffentlichte. Darin wird deutlich, dass die Führungsspitze der Anglo Irish Bank auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 die Regierung in Dublin über das wahre Ausmaß der Krise bei der Bank belogen hatte. Noch verheerender wirkte der Tonfall der Banker.

In einer Sequenz stimmt Bankmanager John Bowe in schlechtem Deutsch die erste Strophe des Deutschlandliedes an: „Deutschland, Deutschland über alles...“ - ein Hohn über das Geld deutscher Anleger bei der Bank. Der damalige Bankchef David Drumm - inzwischen in die USA umgezogen - bog sich dabei vor Lachen. Der Hohn kam unzweifelhaft trotz des vollen Bewusstseins, dass die Bank in der irischen Immobilienblase gerade Milliarden von Anlegern und Steuerzahlern verzockt hatte. „Wir werden das Geld zurückzahlen, wenn wir es haben... also nie“, heißt es an einer Stelle.

Ein großer Teil des Geldes auch deutscher Anleger war wohl nur nach Irland geflossen, weil die damalige irische Regierung unter Premierminister Brian Cowen eine Ausfallgarantie gegeben und eine Finanzspritze über sieben Milliarden Euro bewilligt hatte. International wurde die Einlagengarantie später als Dummheit Cowens bezeichnet. Die Sieben-Milliarden-Euro-Hilfe war ohnehin nicht ausreichend, wie aus den Mitschnitten hervorgeht. Die Zahl habe mit der Realität nichts zu tun, er habe sie sich „aus dem Arsch gezogen“, sagte Bankmanager Bowe demnach.

Merkel hält die Vorgänge in Irland für eine „richtige Schädigung der Demokratie, der sozialen Marktwirtschaft und allem, wofür wir arbeiten“. Auch in Irland schlug die Affäre hohe Wellen. „Ich stimme mit dem überein, was die Kanzlerin gesagt hat“, sagte Irlands Premierminister Enda Kenny. „Die Bänder sind ein Donnerschlag.“ Sie zeigten die Arroganz und die Verachtung der damals handelnden Akteure. „Das hat unser Ansehen beschädigt.“ Sein Stellvertreter und Außenminister Eamon Gilmore will die Affäre parlamentarisch aufarbeiten lassen.

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