Manager warnen vor Vertrauenskrise an Finanzmärkten

Berlin (dpa) - Die Auswüchse auf den Finanzmärkten haben nach Ansicht von deutschen Spitzenmanagern das Vertrauen der Bürger erschüttert. „Der Kapitalismus erlebt eine echte Krise“, sagte ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.

Seiner Ansicht nach handelt es sich dabei um eine Vertrauenskrise. Der unvorsichtige Umgang mit Kapital hat Cromme zufolge das Risiko eines Kollapses über Jahre hinweg dramatisch erhöht. „Und wenn etwas schiefgeht, muss der Staat, also der Steuerzahler, einspringen. Das führte zu einem Vertrauensverlust gegenüber der gesamten Finanzwirtschaft.“

Auch der deutsche Chef des US-Aluminiumherstellers Alcoa, Klaus Kleinfeld, kritisierte die Auswüchse. „Einige Protagonisten agieren ebenso massiv wie kurzfristig“, sagte er dem Bremer „Weser-Kurier“ (Samstag). Es gebe in den Märkten noch zu viele spekulative Elemente. „Bei allem Verständnis für die Bedürfnisse der Kapitalmärkte halte ich viel davon, sie so weit wie möglich mit der Realwirtschaft zu verschränken“, wurde er weiter zitiert. Das werde noch viel zu wenig verstanden und diskutiert. Daraus aber die Schlussfolgerung zu ziehen, dass das Wirtschaftssystem grundsätzlich verkehrt sei, sei grundfalsch. Es gebe kein besseres System als das Modell der sozialen Marktwirtschaft.

„Ein solches System muss aber unabdingbar mit einer sozialen Komponente verbunden sein“, sagte Kleinfeld der Zeitung weiter. „Wir sollten uns dafür einsetzen und klar machen, dass dies nichts mit Turbokapitalismus zu tun hat.“ Die Zeit eines übersteigerten, auf schnelles Reichwerden ausgerichteten Wirtschaftens sei vorbei.

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