Märklin wirft teure Berater raus

Der Spielzeughersteller produziert weiter und sucht Aufträge.

Nürnberg/Göppingen. Der Insolvenzverwalter des Modelleisenbahn-Herstellers Märklin, Michael Pluta, sieht gute Chancen für eine Fortführung des Unternehmens. "Es geht weiter, wir produzieren weiter", sagte er gestern auf der Spielwarenmesse in Nürnberg. Märklin sei eine extrem bekannte Marke mit einer großen Fangemeinde. "Der Markt wünscht, dass sie erhalten bleibt. Dafür haben wir klare Signale", sagte Pluta. So sei mit einem der wichtigsten Kunden von Märklin - dem Einkaufsverbund idee+spiel - bereits vereinbart worden, die Kooperation fortzusetzen.

Der weltbekannte Modelleisenbahn-Hersteller hatte am Mittwoch für sich und die Tochter Trix Insolvenz angemeldet. Die Banken wollten nach wochenlangen Verhandlungen die Kreditlinien über 50 Millionen Euro nicht mehr verlängern. Märklin beschäftigt weltweit 1300 Mitarbeiter, davon rund 650 in Göppingen und 60 in Nürnberg. Derzeit ist erst für die deutschen Standorte Insolvenz angemeldet.

Die Löhne und Gehälter seien jetzt durch das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert, so Pluta. "Das bringt Beruhigung für die Mitarbeiter." Seine erste Maßnahme im Unternehmen beschrieb er mit den Worten: "Alle Berater raus." Schon damit spare Märklin einen knapp zweistelligen Millionenbetrag im Jahr, das sei fast die Hälfte des Jahresverlustes. Zuletzt hatte Märklin 128 Millionen Euro Jahresumsatz gemacht. Die Verluste werden nicht genannt, aber auf rund 20 Millionen Euro geschätzt.

Plutas Ziel sei es, einen Investor zu finden, der möglichst viele Arbeitsplätze dauerhaft erhalten und die traditionsreiche Firma "wieder zur vollen Blüte bringen" wolle. "Ich sehe eine Zukunft für das Unternehmen", sagte Pluta. Zugleich verteidigte er das Verhalten der Banken. Alles andere wäre "Beihilfe zur Insolvenzverschleppung" gewesen, sagte er.

Scharf kritisierte Pluta die "Heuschrecke" Kingsbridge. Er meinte, die Insolvenz könne eine Art "Befreiung" des Unternehmens vom bisherigen Eigentümer sein. Dort habe das "Herzblut" gefehlt. "Keiner sagt: Schade, dass die weg sind", meinte Pluta.

Ob das Unternehmen mit den Marken Märklin, Trix und LGB aufgeteilt werde, sei zweitrangig. "Wichtig ist die Versorgung des Marktes mit Produkten." Auf der Spielwarenmesse gehe es darum, Kunden zu informieren und zu beruhigen. "Wir müssen Aufträge schaufeln", sagte Pluta. dpa/ifa

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