Luxusreisen sorgen für neuen Ärger bei ThyssenKrupp

Essen/Frankfurt (dpa) - Nach Ärger um Luxusreisen mit ThyssenKrupp will das IG Metall-Vorstandsmitglied Bertin Eichler künftig nicht mehr für den Aufsichtsrat des Industriekonzerns kandidieren. Das teilte Eichler, der Vize-Chef des ThyssenKrupp-Aufsichtsrats ist, am Freitag in Frankfurt mit.

Der hochrangige Gewerkschafter zog damit die Konsequenz aus Reisen mit Erste-Klasse-Flügen, die er mit dem Kontrollgremium auf Kosten des Unternehmens nach China, Thailand, in die USA und nach Kuba unternommen hatte.

Nach Recherchen des „Handelsblatts“ (Freitag) sollen die Reisen auch touristischen Charakter gehabt haben. So sollen ein Bummel durch das chinesische Spielerparadies Macau ebenso auf dem Programm gestanden haben, wie ein Besuch eines Formel-1-Rennens.

Insgesamt hat Eichler nach seinen Angaben an fünf Reisen von ThyssenKrupp teilgenommen. Dabei sei es um dienstliche Reisen zu Themen wie aufstrebende und rentable Geschäftsfelder gegangen, teilte er mit.

Eichler kündigte an, die Differenz zwischen den Kosten der meist von Geschäftsreisenden benutzten Business-Klasse und der Ersten Klasse zu erstatten. Zu weiteren Mitreisenden aus den Reihen der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp wollte eine IG-Metall-Sprecherin keine Angaben machen. Der Betriebsrat war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Eichler werde nun seine reguläre Amtszeit im ThyssenKrupp-Aufsichtsrat beenden und für die im November 2013 anstehende Nominierung der Kandidaten für das Kontrollgremium nicht mehr zur Verfügung stehen, sagte eine IG-Metall-Sprecherin. Der ThyssenKrupp-Aufsichtsrat wird zur Hauptversammlung im Jahr 2014 auf der Arbeitnehmerseite für die Periode von fünf Jahren neu besetzt. Die Neubesetzung auf der Kapitalseite steht ein Jahr später an.

Den Vorwurf, durch die Reisen in seiner Aufsichtsratstätigkeit beeinflusst worden zu sein, wies der Gewerkschafter „entschieden“ zurück. Er räumte aber ein: „Dennoch ist nicht alles richtig, was zulässig ist und üblich war.“

Der ThyssenKrupp-Konzern wies in einer Stellungnahme auf eine bereits eingeleitete Untersuchung hin, deren Ergebnisse noch nicht vorlägen. Dabei gehe es neben Vorwürfen im Zusammenhang mit Pressereisen auch um weitere Reisen von Vorstandsmitgliedern mit Dritten. Die interne Untersuchung erfolge mit Unterstützung von externen Experten. Zu weiteren Details wollte das Unternehmen unter Hinweis auf die laufende Untersuchung keine Stellung nehmen. ThyssenKrupp hatte auch Journalisten zu Reisen mit teils touristischem Charakter eingeladen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr war der Stahl- und Anlagenbauer wegen hoher Abschreibungen auf zwei Stahlwerke in Brasilien und den USA mit rund 5 Milliarden Euro tief in die Verlustzone gestürzt. Außerdem stand das Unternehmen wegen Kartell- und Korruptionsaffären wochenlang in den Schlagzeilen. Die Deutsche Bahn reichte wegen illegaler Preisabsprachen von Schienenherstellern - darunter auch ThyssenKrupp - kurz vor Weihnachten eine Schadenersatzklage ein.

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