Lufthansa und Flugbegleiter legen Tarifkonflikt bei

Wiesbaden (dpa) - Der seit über einem Jahr schwelende Tarifkonflikt zwischen der Lufthansa und ihren rund 18 000 Flugbegleitern ist beigelegt. Mit einem umfassenden Tarifpaket hat Schlichter Bert Rürup weitere Streiks des Kabinenpersonals abgewendet und dem Unternehmen langfristige Sparpotenziale eröffnet.

Beide Seiten erklärten die Annahme des Pakets, das den Stewardessen und Stewards im Schnitt 3,95 Prozent höhere Tarifgehälter und Jobsicherheit bis Ende 2014 bringt. Dazu kommt noch eine Einmalzahlung von 320 Euro, wie Lufthansa, die Kabinengewerkschaft Ufo und der Schlichter Rürup am Dienstag in Wiesbaden mitteilten.

Die Gewerkschaft akzeptierte flexiblere Arbeitszeiten und eine niedrigere Tarifstruktur für Kollegen, die ab dem kommenden Jahr eingestellt werden. Sie muss aber noch ihre Mitglieder per Urabstimmung zu dem Ergebnis befragen.

Der Personalvorstand der Lufthansa Passage, Peter Gerber, bezifferte die Bruttokosten des Abschlusses für das kommende Jahr auf 33 Millionen Euro. Hier müssten allerdings positive Effekte etwa durch neue Arbeitszeitberechnungen berücksichtigt werden. Mit dem Abschluss sei auf tariflicher Seite der Beitrag der Kabine für das Sparpaket „Score“ erbracht. Die Vereinbarung läuft bis Ende 2014. Lufthansa verpflichtete sich auch, bis 2016 auf den Einsatz von Leiharbeitern zu verzichten.

Die Gehaltssteigerungen für die Flugbegleiter der Lufthansa liegen zwischen 1,5 und 18 Prozent, sagte Rürup. Die Parteien vereinbarten, dass bisherige Vorschaltstufen wegfallen, in denen bislang rund 6000 Leute eingruppiert waren. Berufsanfänger erhalten künftig 1670 statt 1533 Euro monatliches Grundgehalt. „Am meisten profitieren diejenigen, die schon sehr lange durch diese Vorschaltstufen gelaufen sind“, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies. Alle Mitarbeiter müssen ein Jahr auf den Schritt in die nächste Gehaltsstufe verzichten. Zudem kann ihre Arbeitszeit ohne Lohnausgleich um 5 Prozent gekürzt werden.

Schlichter Bert Rürup betonte die langfristige Wirkung der neuen Tarifstruktur, die den Flugbegleitern zu Beginn jährliche Steigerungen und nach sechs Jahren nur noch zweijährige Stufen bringe. Dies entlaste die Lufthansa und begrenze die Endgehälter. Kommt heute ein Kabinenchef im Übersee-Verkehr noch auf ein monatliches Grundgehalt von 4400 Euro, sei künftig bei 3700 Euro Schluss. Dies kann bei gutem Geschäftsverlauf mit zusätzlichen Gewinnbeteiligungen teilweise ausgeglichen werden.

„Wir haben keinen Abschluss zu Lasten Dritter gemacht“, erklärte Baublies und betonte den Wegfall der Vorschaltstufen. „Künftig kann jeder Flugbegleiter gut von seinem Gehalt leben, gerade auch die Berufsanfänger.“ Er zeigte sich optimistisch, dass die Ufo-Mitglieder bis zum 10. Dezember den Vorschlag mehrheitlich annehmen. Sie hatten im Sommer im ersten Flugbegleiterstreik in der Geschichte der Lufthansa rund 1500 Flüge ausfallen lassen.

Bei der Lufthansa angestellt bleiben zudem die Flugbegleiter, die ab dem Jahreswechsel für die vergrößerte Tochtergesellschaft Germanwings arbeiten sollen. Dort würden auch neue Leute eingestellt, sagte Gerber. Er rechne damit, dass die meisten Lufthanseaten von den dezentralen Standorten an die Drehkreuze in Frankfurt und München wechseln werden. Es gehe um rund 500 Beschäftigte, die sich 370 Vollzeitstellen teilen.

Die Lufthansa befindet sich nach Gerbers Angaben zudem in intensiven Tarifverhandlungen mit den Piloten. Auch bei Germanwings sind die Tarifverträge gekündigt und stehen zur Neuverhandlung an.

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