Lufthansa greift die Politik an

Das Flugverbot hat die Airline fast 200 Millionen Euro gekostet. Für die Sperrung habe es nur Indizien gegeben.

Berlin. Nach den beispiellosen Flugverboten in ganz Europa rechnet Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber mit Politik und Behörden ab. "Die Risiken wurden von den Entscheidungsträgern in allen europäischen Ländern völlig überschätzt, während die Folgen völlig unterschätzt wurden", schimpft Mayrhuber am Donnerstag auf der Lufthansa-Hauptversammlung. Noch nie sei der Luftraum eines ganzen Kontinents wegen einer lokalen Aschewolke geschlossen worden.

Gut eine Woche nach dem Ende des in Deutschland genau 137 Stunden dauernden Ausnahmezustands zieht das Unternehmen eine finanzielle Bilanz der Ausfälle: Der Schaden soll konzernweit fast 200 Millionen Euro betragen. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden wird auf mehrere Milliarden Euro geschätzt.

Jeder habe Verständnis, wenn nach einem Vulkanausbruch höchste Alarmstufe herrsche, sagt Aufsichtsratschef Jürgen Weber. "Wofür aber niemand Verständnis haben kann, ist das Unvermögen derjenigen, die sich der Tragweite des ausgelösten Flugstopps offenkundig nicht gewachsen zeigten." Man habe sich bei den Sperrungen nur auf Indizien gestützt.

"Während sich in Deutschland und anderswo ein wolkenloser Himmel über das Land spannte, begaben sich die politisch Verantwortlichen ins Wochenende", kritisiert Weber. "Chancen einer Krisenlösung wurden also vertan, vom gesunden Menschenverstand wurde Abschied genommen, Milliardenschäden wurden hingenommen." Gefährdet seien Flugzeuge aber nur, wenn es sichtbare Asche in der Luft gebe.

Den Vorwurf von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), die Airline rechne Umsatzausfälle gegen die Sicherheit der Passagiere auf, wertet Weber als rufschädigend. "Dagegen verwahre ich mich. Umso mehr, da der Minister sich dafür im Bundestag noch feiern ließ wie ein Triumphator."

Lufthansa-Vorstandschef Mayrhuber nennt es "fragwürdig", dass der Luftraum nur für "Profis" geschlossen worden sei. Denn die Behörden in Deutschland hatten nur die im Liniendienst üblichen Flüge nach Instrumenten verboten, nicht aber die bei kleinen Flugzeugen üblichen Sichtflüge.

Mit der Wiederaufnahme erster Flüge - per Sichtflug-Regeln - demonstrierte Lufthansa schließlich Stärke. Zunächst überführte sie gestrandete Flugzeuge ohne Passagiere nach Frankfurt, dann brachten Cargo-Flieger Fracht nach Deutschland, später unternahm sie sogar einen eigenen Messflug, um für Aufklärung zu sorgen.

Künftig wird Europas größte Airline auch auf einem ganz anderen Feld ihre Muskeln spielen lassen: Im Juni will sie den Liniendienst mit dem neuen Super-Airbus A380 starten. Die Lufthansa erwartet in diesem Jahr die Auslieferung der ersten vier von 15 bestellten Jets.

In der Ausführung der Lufthansa hat die A380 auf der unteren Passagierebene 420 Plätze für die Economy Class. Auf dem Oberdeck gibt es pro Gast viermal soviel Platz: Dort sind lediglich 98 Plätze für die Business Class und acht exklusive Plätze für die First Class eingebaut.

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