Letzter Akt im Drama um Opel

Das letzte Wort zur Zukunft des deutschen Autobauers hat die Treuhand. Sie soll kommende Woche entscheiden.

Detroit/Berlin. Das Drama um Opel neigt sich dem Ende zu: Der Verwaltungsrat von General Motors (GM) will eine Empfehlung für einen der beiden Opel-Bieter, den österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna oder den belgischen Finanzinvestor RHJI, abgeben.

Der Konzern tendiert zum Finanzinvestor RHJI, weil dieser keine eigene Kompetenz in der Autoindustrie hat und GM weitreichende Mitspracherechte einräumen würde. So könnte RHJI Opel mit Steuergeldern sanieren und später an GM zurückverkaufen. Gegen den von Bund und Ländern bevorzugten Käufer Magna hat GM Vorbehalte, weil die Amerikaner fürchten, dass Magnas russische Partner Sberbank und der Autobauer Gaz Know-how abschöpfen.

Der US-Riese braucht Opel und das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim zum Überleben. Dort entwickeln die Opel-Ingenieure die Plattform für alle Mittelklassewagen des GM-Konzerns. Daher streitet GM mit potenziellen Käufern um Patente, Technologien und Märkte. Möglicherweise will GM Opel gar nicht verkaufen, sondern gezielt in die Insolvenz treiben.

Nein, die ehemalige Konzernmutter GM wird 35 Prozent der Anteile behalten. Der Traum der Eigenständigkeit hat für Opel zudem große Risiken, denn Opels wichtigster Markt in Westeuropa stagniert. Zudem halten viele Experten Opel für zu klein, um in der aktuellen Branchenkrise alleine zu bestehen.

Nach der Empfehlung von GM ist die Treuhand am Zug. In dem Gremium sitzen Vertreter von Bund, Ländern und GM. Der US-Autobauer hat der Treuhand 65 Prozent der Anteile an der Adam Opel GmbH übertragen. Dies war eine Bedingung für die milliardenschwere staatliche Soforthilfe für Opel. Die Treuhand könnte in der kommenden Woche entscheiden.

Der Verkauf kann platzen, wenn sich GM und die deutsche Seite nicht auf einen Käufer einigen können. Das könnte der Fall sein, wenn GM den Investor RHJI empfiehlt, die deutsche Politik RHJI aber keine Kredite gewähren will. Dann wird eine Insolvenz wieder zur Option. Opel wäre dann all seine Verbindlichkeiten los, allerdings dürften viele Jobs wegfallen. Die Opel-Händler müssten um ihre Existenz fürchten.

Opel ist ein Sanierungsfall. Jeden Tag verbrennt der Autobauer nach Expertenschätzung drei Millionen Euro. Daher muss auch "New Opel" eine Milliarde Euro einsparen. Dazu müssen wohl einige tausend der 25 000 Stellen in Deutschland gestrichen werden. Zudem ist der Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro bis Ende November aufgebraucht, danach muss der neue Investor mit Staatsgeld im Rücken investieren.

Der Autozulieferer hat einen guten Ruf und entwickelt Antriebstechnologien, die Opel nutzen könnte. Dank der Partner - dem Autohersteller Gaz und der staatlichen Sberbank - hätte "New Opel" Zugang zum russischen Markt.

Magna hat keine Erfahrung mit der Führung eines großen Autoherstellers. Die Chancen auf dem russischen Markt, der ebenfalls unter der Krise leidet, scheint Magna nach Ansicht von Experten zu überschätzen. Magnas russische Partner stehen unter Verdacht, dass sie nur an der Technologie interessiert sind.

Magna will in Deutschland 3000 Stellen streichen - deutlich weniger als RHJI. Der Finanzinvestor will 3900 Stellen streichen. Zudem hat Magna nie Zweifel daran gelassen, dass alle vier Opel-Standorte erhalten bleiben sollen. RHJI möchte dagegen das Werk in Eisenach zwei Jahre stilllegen.

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