Kurzarbeit bei Infineon

München (dpa) - Der Halbleiterkonzern Infineon erwartet nach einem Gewinneinbruch noch härtere Zeiten und hat 1100 Mitarbeiter für ein halbes Jahr in Kurzarbeit geschickt.

Der neue Vorstandschef Reinhard Ploss sagte: „Wo wir sparen können, sparen wir jetzt.“ Einen Stellenabbau aber schloss er aus. Die Investitionsgüter-Industrie bestelle zwar viel weniger Chips, aber die Nachfrage aus der Autoindustrie sei noch halbwegs stabil.

In dem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2011/12 sank der Umsatz leicht von 4,0 auf 3,9 Milliarden Euro. Aber der Gewinn fiel wegen hoher Investitionen von 1,1 Milliarden auf nur noch 427 Millionen Euro. Und der Ausblick ist trübe: „Der konjunkturelle Gegenwind wird stärker. Und wir sehen nicht, dass er sich schnell drehen wird“, sagte Ploss. Deshalb tritt er jetzt auf die Kostenbremse.

Im nordrhein-westfälischen Warstein, wo Infineon Chips für Siemens-Windräder und Lokomotiven fertigt, sind rund 1100 Mitarbeiter bis Ende März in Kurzarbeit geschickt worden. Das Werk Dresden dagegen, wo Chips für Autos gefertigt werden, sei noch relativ gut ausgelastet. „Kurzarbeit in Dresden steht gar nicht zur Debatte.“ sagte Ploss. „Wir bauen Urlaubstage und Überstunden ab und lassen, wo erforderlich und sinnvoll, Leiharbeitsverträge auslaufen“, erklärte er. Bei geringer Auslastung “schalten wir auch Anlagen ab“. Außertarifliche Gehaltserhöhungen würden um ein halbes Jahr verschoben. Forschungs- und Entwicklungsprojekte würden auf Eis gelegt und die Investitionen von 890 auf 400 Millionen Euro heruntergefahren, kündigte der Konzernchef an.

Infineon hat die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland gerade erst auf 8400 erhöht, weltweit stieg sie auf 26 700 Beschäftigte. „Den Personalstand halten wir“, betonte Ploss. Der nächste Aufschwung werde irgendwann kommen, und “dann können wir sehr schnell wieder hochfahren“. Der langjährige Technikchef hatte den Vorstandsvorsitz erst im Oktober von dem erkrankten Peter Bauer übernommen, der den Konzern seit 2008 aus den roten Zahlen geholt und saniert hatte.

Vom Konjunkturabschwung kann sich der Auto- und Industriezulieferer aber nicht abkoppeln - auch Konkurrenten wie Intel und Texas Instruments spüren die schrumpfende Nachfrage. Vor allem „die Industrie hat einen großen Durchhänger“, sagte Ploss. „Das Geschäftsklima für Infineon wird rauer.“ Im laufenden Quartal erwartet er einen Umsatzrückgang von mindestens zehn Prozent und eine Halbierung der Gewinnmarge. Erst ab April dürfte es besser werden. Für das Geschäftsjahr 2013 insgesamt stellte Ploss einen Umsatzrückgang auf eine Größenordnung von 3,6 Milliarden Euro sowie eine Halbierung des Betriebsergebnisses auf annähernd 250 Millionen Euro in Aussicht.

Den Aktionären will Infineon im Februar aber eine unveränderte Dividende von 12 Cent zahlen. Der Börsenkurs legte am Mittwoch kräftig zu, die Aktie setzte sich an die Spitze im DAX. Um die Kunden enger an sich zu binden, will Infineon mehr Paketlösungen aus einer Hand anbieten. „Infineon geht den Weg vom Anbieter einzelner Bauelemente hin zum Experten für Komplettlösungen“, sagte Ploss. „In fünf Jahren soll Infineon der führende Anbieter von Systemlösungen werden.“

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