Kulturkampf: BMW will in England Teepausen kürzen

Der deutsche Mutterkonzern will bei Mini die Auszeit um elf Minuten kappen. Nun droht ein Aufstand am Fließband.

Oxford. Zoff um ein Nationalheiligtum: Weil deutsche Bosse die Effizienz steigern und britischen Arbeitern ausgerechnet die Teepausen kürzen wollen, könnte die Mini-Produktion in Cowley bei Oxford bald stillstehen. Erstmals seit 1984 droht die Belegschaft, die das Kultauto für BMW baut, mit Streik. Die „Teepausen-Räuber“ aus Deutschland sind längst im ganzen Königreich ein Thema.

„Der Vorschlag von BMW ist eine Beleidigung für die Arbeiter“, poltert Fred Hanna, Regionalchef bei der Gewerkschaft Unite. Am Fließband im Mini-Werk tobt ein skurriler Kulturkampf, der von ein paar Tassen dampfenden Earl Greys befeuert wird. Kein Tee, keine Minis — so die Ansage der Belegschaft. Täglich sind den Arbeitern zusätzlich zur Mittagspause 53 Minuten bezahlte Auszeit gestattet. Auf elf Minuten sollen sie verzichten. Erst dann fließen sechs Prozent Lohnerhöhung. Hanna nennt den Raub der Teepausen „respektlos“.

Die deutsche Konzernzentrale mahnt zu Sachlichkeit. Während für Briten die Tasse Tee eine zivilisatorische Errungenschaft ist, sprechen die Teutonen nüchtern von „persönlicher Verteilzeit“. Mittlerweile ist selbst das Krawall-Blatt „Sun“ den Teetrinkern im Mini-Werk zu Hilfe geeilt. Die vermeintlich fleißigen Deutschen würden noch länger Pause machen: Bei BMW soll es an einem Acht-Stunden-Tag ganze 50 Minuten fürs Kaffeetrinken bei vollem Lohnausgleich geben. Kein Wunder, dass sich da in Oxford Unmut zusammenbraut.

Am 26. April findet die nächste und elfte Gesprächsrunde zum Thema „Teepausen-Raub“ statt. „Danach sind wir binnen kürzester Zeit streikbereit“, so die Gewerkschaft. In München gibt man sich derweil gelassen, ganz nach dem Motto: Kein Aufguss wird so heiß getrunken, wie er gekocht wird.

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