Kündigungsklagen: Schlecker-Verwalter geht in Berufung

Ehingen (dpa) - Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz will gegen die erfolgreiche Kündigungsklage einer früheren Beschäftigten vorgehen. „In dem vorliegenden Fall werden wir in Berufung gehen“, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.

Die frühere Leiterin einer Schlecker-Filiale hatte vor dem Arbeitsgericht Heilbronn ein Urteil erreicht, wonach ihre Kündigung von Ende März unwirksam ist. Dem Gericht zufolge war die getroffene Sozialauswahl grob fehlerhaft.

„Beim Interessenausgleich handelt es sich um eine zweiseitige Vereinbarung und die endgültige Sozialauswahl wurde gemeinsam mit dem Betriebsrat getroffen“, hieß es dazu von der Insolvenzverwaltung. Zudem habe es erste Klagen gegeben, die abgewiesen wurden. Ende März war im Zuge der Insolvenz der Drogeriekette rund 10 000 Mitarbeitern gekündigt worden - gut 4500 von ihnen zogen dagegen vors Gericht.

Die ehemalige Filialleiterin war erfolgreich, weil sie laut Gericht vor allem einen Fall aufzeigen konnte, in der eine Kollegin mit weniger Sozialpunkten - dazu zählen Alter und Kinder - nicht gekündigt wurde. Auch fehlende Informationen seitens der Insolvenzverwaltung spielten eine Rolle, wie das Landesarbeitsgericht Stuttgart am Donnerstag mitgeteilt hatte. Das Urteil war am 21. Juni gefällt worden (AZ: 8 Ca 71/12).

Die Klägerin hat laut Urteil rückwirkend Anspruch auf ihre Gehälter von April an. Das will die Insolvenzverwaltung aber nicht akzeptieren. Das von ihr bei Gericht vorgelegte Punkteschema für die Sozialauswahl sei nicht Grundlage des tatsächlichen Sozialplans gewesen, hieß es.

Die Welle von Kündigungsschutzklagen spielte eine entscheidende Rolle im letztlich erfolglosen Ringen des Insolvenzverwalters um das Überleben von Schlecker. „Der Fall zeigt das Problem sehr klar: Der Anspruch der Frau auf einen Arbeitsplatz geht auf einen Investor über“, sagte Geiwitz der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ/Freitag). Dies gab nun anscheinend auch beim Aus für die XL-Filialen den Ausschlag. Am Donnerstagabend wurde verkündet, dass auch die mehr als 1100 Mitarbeiter der Schlecker-XL-Filialen ihren Job verlieren. Die Investoren hätten ein zu großes Risiko in Zusammenhang mit den Kündigungsschutzklagen gesehen.

Am Mittwoch waren bereits alle verbliebenen 2 800 Schlecker-Märkte endgültig geschlossen worden. Weitere 13 200 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze.

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