Krise: Thyssen streicht 20000 Stellen

Der Stahl- und Industriekonzern will allein in der Verwaltung nochmals 2500 Arbeitsplätze abbauen. Die Zahlen sind tiefrot.

Düsseldorf/Peking. Über 7800 Kilometer ist der Thyssen-Krupp-Chef Ekkehard Schulz nach Peking gereist, um für den Konzernsitz in Düsseldorf neue Grausamkeiten zu verkünden.

"Durch Desinvestitionen und Restrukturierung wird die Konzernbelegschaft im neuen Geschäftsjahr nochmals um 15 000 bis 20 000 Menschen schrumpfen", kündigte Schulz gegenüber der mitgereisten "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" an. Das Geschäftsjahr hatte am 1.Oktober begonnenen.

Erneut soll im laufenden Geschäftsjahr die Verwaltung verschlankt werden. "Wir wollen die etwa 18 000 Arbeitsplätze in der Administration im In- und Ausland um 2000 bis 2500 Stellen straffen", sagte Schulz der FAZ.

Zudem wolle sich der Konzern von einigen personalintensiven Bereichen trennen. Dazu gehöre die Werftenneuordnung mit gut 2500 betroffenen Arbeitern sowie die drei zum Verkauf gestellten Service-Gruppen mit 22 000 Arbeitsplätzen.

Thyssen-Krupp hatte vergangene Woche angekündigt, den Verkauf seiner Traditionswerft Blohm+Voss an die Abu Dhabi Mar Group bis zum Jahresende abzuschließen.

Im Zuge des tiefgreifenden Konzernumbaus hatte der Stahlkonzern Anfang Oktober den Verkauf der Sparte Industrieservice mit rund 9000 Beschäftigten an die Frankfurter Wisag bestätigt. Auch die beiden anderen Service-Gesellschaften, Xervon und Safway, sollen verkauft werden.

Ziel der Maßnahmen ist laut Schulz ein "nachhaltiger und kräftiger Abbau der Sach- und Personalkosten um 1,5 bis 2 Milliarden Euro jährlich". Nach einer erheblichen Ergebnisverschlechterung im beendeten Krisenjahr werde so die Ertragskraft für eine Reihe weiterer schwerer Geschäftsjahre gestärkt. 2009/2010 ist das letzte volle Geschäftsjahr, das der 68-jährige Schulz zu verantworten hat. Im Januar 2011 will der Topmanager in den Aufsichtsrat des Konzerns wechseln.

Im Abschluss des Krisengeschäftsjahres 2008/2009 taucht der lange Zeit bestrittene operative Verlust von rund einer Milliarde Euro auf. Zusätzlich seien Sonderlasten von mehr als eine Milliarde Euro zu verkraften, hatte der neue Finanzchef und mögliche dritte "Kronprinz" Alan Hippe vor Analysten erläutert.

"Diese fürchterlich roten Zahlen stammen allein aus drei Bereichen: Rostfrei, Werften und Fahrzeugkomponenten", erklärte Schulz. Bei Edelstahl, angesiedelt in Krefeld, seien erhebliche Bestandsabwertungen notwendig.

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