Konsumlaune zum Jahreswechsel leicht gedämpft

Nürnberg/Berlin (dpa) - Die Konsumlaune hat sich kurz vor dem Jahreswechsel in Deutschland leicht eingetrübt. Mitten im prallen Weihnachtsgeschäft beurteilen die Verbraucher die Konjunktur- und Einkommensaussichten zwar etwas vorsichtiger.

Anziehende Benzin- und Heizölpreise schüren die Furcht vor einem Preisauftrieb. Doch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erwartet auch für den Start ins kommende Jahr trotz höherer Steuer- und Abgabenlast ein stabiles Konsumklima. Wirtschaftsforscher beurteilen die Wachstumsaussichten weiter optimistisch, weisen aber auch deutlich auf die Risiken hin, vor allem durch die Schuldenkrise mehrerer Euro-Länder. Im Mittelstand ist nach Verbandsangaben die Stimmung so gut wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Der Chef der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Klaus Wübbenhorst, betonte in Nürnberg: „Diese kleine Verschnaufpause bedeutet auf keinen Fall, dass das Konsumklima jetzt auf glattem Eis verläuft“. Er erwartet, dass der private Verbrauch im nächsten Jahr doppelt so stark steigen wird wie 2010. „Wir gehen davon aus, dass sich der Konsum im nächsten Jahr mit plus einem Prozent entwickeln wird. Alle Voraussetzungen sind deutlich besser als vor einem Jahr“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Dies deute daraufhin, dass der private Verbrauch neben dem Export zunehmend zur zweiten wichtigen Säule der deutschen Wirtschaft werden könne. Es gebe keinen Grund für größere Inflationsängste, da die generelle Preissteigerungsrate auch im kommenden Jahr unter der Zwei- Prozent-Marke gesehen werde, erklärte die GfK. Auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) unterstrich, dass die Verbraucher weiter in Kauflaune blieben. „Das beschert dem Aufschwung pünktlich zu Weihnachten einen warmen Wintermantel.“

Nach den am Dienstag von der GfK in Nürnberg veröffentlichten Zahlen schätzen die Verbraucher im Dezember die konjunkturelle Entwicklung nicht mehr ganz so positiv ein wie noch vor einem Monat, sehen die deutsche Wirtschaft aber weiter klar auf Wachstumskurs. Für Januar sank der Gesamtindikator von 5,5 auf 5,4 Punkte. Die GfK- Forscher zeigten sich aber überzeugt: 2011 werde „ein noch besseres Konsumjahr“.

Das Wachstum werde aller Voraussicht nach weitergehen und damit auch den Konsum ankurbeln - ein immer wichtiger werdender Faktor, erwartet auch das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Positiv: Die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und der hohe Beschäftigungsstand lassen laut IWH die Lohnsumme kräftig steigen und erhöhen den Grad an Beschäftigungssicherheit. Dies führe dazu, dass die privaten Haushalte ihre Konsumausgaben merklich erhöhten. Auch Brüderle erklärte: „Der Aufschwung wird jetzt zum größten Teil von der Binnenkonjunktur getragen.“

Der Mittelstand blickt einer Umfrage zufolge so zuversichtlich wie seit langem nicht mehr ins neue Jahr. Mehr als die Hälfte der beteiligten Firmen beurteilten ihre Lage als gut, nur 4,6 Prozent bewerteten sie als schlecht. „Solch gute Ergebnisse hatten wir seit sechs Jahren nicht“, sagte der Präsident der Union mittelständischer Unternehmen (UMU), Hermann Sturm. Allerdings bereiteten steigende Energiepreise und die Sorge um den Euro vielen Unternehmern Kopfzerbrechen. Der Verband hatte bundesweit 6000 Unternehmen nach ihren Erwartungen gefragt, gut 420 Firmen antworteten.

Die Forscher vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) sehen die deutsche Wirtschaft in der zweiten Hälfte des Jahres 2011 wieder auf dem Niveau vor der Finanz- und Wirtschaftskrise. Für den Aufschwung gebe es aber erhebliche Risiken, vor allem durch die Schuldenkrise mehrerer europäischer Staaten, sagte Michael Bräuninger vom HWWI. Sollte es zu einer Staatsinsolvenz im Euroraum kommen, wäre eine weitere Finanzkrise und weltweite Rezession die Folge.

Der GfK zufolge gingen die Erwartungen der Verbraucher an die konjunkturelle Entwicklung im Dezember nach einem sechs Monate andauernden, steilen Anstieg erstmals wieder leicht zurück. Dies signalisiere, dass die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung der Konsumenten weiter klar auf Erholungskurs ist, die große Dynamik der letzten Monate aber nicht ganz beibehalten werden könne.

Auch die Einkommenserwartung sei leicht gesunken, sie liege aber weiterhin über dem Oktoberwert. Die positive Einschätzung der Entwicklung der eigenen Einkünfte sei berechtigt, urteilten die Nürnberger Marktforscher. Löhne und Gehälter dürften 2011 nominal um 2,6 Prozent zulegen. Wegen der anziehenden Benzin- und Heizölpreise stieg unter den rund 2000 Befragten allerdings auch die Furcht vor einem Preisauftrieb. Die Anschaffungsneigung ging deshalb leicht zurück, lag aber immer noch auf hohem Niveau.

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