Konjunktur-Lok Deutschland dämpft Insolvenzen

Düsseldorf (dpa) - Die deutschen Unternehmen trotzen der tiefgreifenden Schuldenkrise in Europa: Die Zahl der Firmenpleiten sei 2011 um knapp sechs Prozent auf 30 200 Fälle zurückgegangen, sagte das Vorstandsmitglied der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, Helmut Rödl, bei der Vorlage der Insolvenzzahlen.

Länder wie Griechenland, Portugal, Spanien und Italien verzeichneten dagegen zweistellige Zuwächse. Die Lage der Volkswirtschaften sei ein Spiegelbild der schlechten Finanzlage der Unternehmen.

Im laufenden Jahr rechnet die Neusser Wirtschaftsauskunftei wegen der nachlassenden Konjunktur in Deutschland mit einem leichten Anstieg auf 32 000 Firmpleiten. Dennoch steht Rödl zufolge das Land im europäischen Insolvenzgeschehen vergleichsweise gut da: Beim Wirtschaftswachstum habe sich Deutschland abgekoppelt und sei zur Konjunkturlokomotive im Euro-Raum geworden.

„Nur aufgrund der positiven Entwicklung in den Kernländern Europas, hat die Insolvenzsituation kein dramatisches Ausmaß angenommen“, sagte Rödl. Neben Deutschland verzeichneten auch Dänemark, Frankreich, Österreich und Schweden rückläufig Pleitezahlen

Mit insgesamt knapp 175 000 Fälle waren die Firmenpleiten in Europa im vergangenen Jahr nahezu stabil. Doch im historischen Vergleich bleibe die Zahl auf einem bedenklich hohen Niveau. Und die Lage sei 2012 mit einem hohen Grad von Unsicherheit behaftet. Insgesamt rechnet die Creditrefom mit einem Anstieg der Insolvenzen in Westeuropa auf 177 000 Fälle. Rödl: „Die Lage ist schwierig, für Panik besteht aber keine Anlass“.

Auch bei den Privatinsolvenzen gibt es keine Entwarnung. Insgesamt ermittelte Creditreform mit rund 373 300 Fällen zwar einen Rückgang um 1,5 Prozent, doch in einzelnen Ländern gibt es auch gegenläufige Entwicklungen: So verzeichnete Frankreich einen Anstieg von mehr als 26 Prozent unter den Privatpleitiers. Im laufenden Jahr könnten die Privatinsolvenzen in Westeuropa mit 380 000 Fälle das Niveau von 2010 wieder übersteigen, schätzt Creditreform. Hauptauslöser seien neben einem unverantwortlichen Konsumverhalten die Arbeitslosigkeit.

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