Industriekleber Kleben ist das neue Schrauben und Schweißen

Was Klebstoff heute alles kann, zeigt Henkel bei einem Kundenevent in Düsseldorf. In der Industrie wird Kleber immer wichtiger.

Industriekleber: Kleben ist das neue Schrauben und Schweißen
Foto: Henkel

Düsseldorf. Auf Zuruf startet der Fahrer seine Lok. Langsam rollt sie los, die Verbindung zum Wagen zieht an — und hält. Etwas über 200 Tonnen hängen an der Lokomotive. Befestigt sind sie nur durch ein paar Gramm Kleber — doch Lok und Wagen bewegen sich sicher über die Schienen auf dem Werksgelände von Henkel.

Ohne darüber nachzudenken, kommt jeder täglich mit hunderten Gegenständen in Berührung, die — zumindest an gewissen Stellen — durch Kleber zusammengehalten werden. Das beginnt bei den Schuhen, geht weiter bei technischen Geräten, wie dem Smartphone, und hört beim Auto längst nicht auf. Auch in der Industrie wird immer mehr Kleber eingesetzt, denn: Geklebt werden kann mittlerweile nahezu jedes Material.

„Die Welt, in der noch geschraubt und geschweißt wird, ist einfach hässlich“, formuliert es Frédéric Chupin, Leiter des Marketing für Klebstoffe in der Industrie bei Henkel, etwas flapsig. Was er meint: Durch Klebstoff werden Geräte und Bauteile leichter und kleiner — und so eben auch schöner. Außerdem können bestimmte Klebstoffe an beweglichen Teilen Vibrationen verringern. Das ist zum Beispiel bei Autos von Nutzen, da so die Geräusche reduziert werden können.

Klebstoff ist auf dem Vormarsch. Das bestätigen die Zahlen des Industrieverbands Klebstoffe: „Jährlich werden in Deutschland fast 1,4 Millionen Tonnen Kleb-, Dicht- und zementäre Bauklebstoffe sowie eine Milliarde Quadratmeter trägergebundene Klebstoffe (also Klebebänder und -folien) produziert und damit ein Gesamtbranchenumsatz von 3,7 Milliarden Euro erzielt“, heißt es dort. Die Prognosen zeigen nach oben. Der Verband rechnet weiter: Die durch den Einsatz von Klebtechnik generierte Wertschöpfung betrage nach konservativer Rechnung deutlich mehr als 360 Milliarden Euro, das seien 50 Prozent des Beitrages des produzierenden Gewerbes und der Bauwirtschaft zum deutschen Bruttoinlandsprodukt. Will heißen: Rund die Hälfte der hier produzierten Waren und Baudienstleistungen stehen mit Klebstoffen in Verbindung.

Der größte deutsche Klebstoff-Hersteller ist der Düsseldorfer Henkel-Konzern. Trotz aller Vorteile von Klebstoffen in der Industrie bestünden bei Nutzern in der Industrie noch Zweifel an den Produkten, sagt Chupin: Hält das wirklich richtig? Bringe ich hier unerwünschte, zusätzliche Chemikalien in mein Produkt? Und: verzögert das Trocknen des Klebers nicht meinen Produktionsprozess? Diese Zweifel wolle man ausräumen — zum Beispiel, indem man öffentlichkeitswirksam einen Wagen nur mit Klebstoff an einer Lok befestigt über das Firmengelände ziehe.

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