Kauflust stützt die Wirtschaft

Die Krise war gestern – jetzt wird wieder eingekauft. Viele Verbraucher rechnen mit höheren Einkommen.

Nürnberg. Bei den Verbrauchern sitzt das Geld wieder lockerer. Kleider, Elektronik, Kurzreisen - nach der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten scheinen sich viele etwas gönnen zu wollen - und zu können. Da die Kauflaune der Deutschen seit Monaten ansteigt, erhöhte die Gesellschaft für Konsumforschung gar ihre Prognose: Statt zu stagnieren werde der private Verbrauch um bis zu 0,5 Prozent zunehmen. Damit würde der Konsum neben dem Export zur Stütze für das Wirtschaftswachstum.

Einer der Gründe für die positive Stimmung in Deutschland ist die überraschend gute Verfassung des Arbeitsmarktes. Die Horror-Szenarien mit Massenentlassungen haben sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Im vergangenen Monat lag die Zahl der Jobsuchenden mit 3,188 Millionen und einer Quote von 7,6 Prozent auf dem niedrigsten August-Stand seit 18 Jahren. Fast alle Experten gehen zudem davon aus, dass noch im Herbst die Drei-Millionen-Marke unterschritten wird.

Großer Gewinner der positiven Stimmung ist der Einzelhandel - er beurteilte seine Situation sogar in der jüngsten Ifo-Umfrage so gut wie noch nie seit dem Wiedervereinigungsboom. Auch für die nächsten Monate sind die Einzelhändler optimistisch - bei ihnen geben die Verbraucher schließlich den größten Teil ihres Geldes aus.

Und die Konsumenten sind tatsächlich in Kauflaune: "Die Haushalte erkennen, dass das Schlimmste hinter ihnen liegt und sie relativ unbeschadet durch diese Wirtschaftskrise gekommen sind", erklärt Andreas Scheuerle von der Deka-Bank.

Auf der anderen Seite erwarteten die Bürger nicht, dass die Konjunktur noch einmal gravierenden Schaden erleide. "Man ist sich seines Arbeitsplatzes wieder sicherer und viele rechnen daher mit einem höheren Einkommen."

Ein gestärkter Privatverbrauch sei begrüßenswert, meint Scheuerle. "Wir stehen in Deutschland immer noch auf einem Bein, dem Export. Und das zweite Standbein, das maßgeblich durch den Konsum bedingt wird - die Binnenwirtschaft - ist noch nicht tragfähig."

Doch es besteht Hoffnung: Einig sind sich die Volkswirte, dass der Konsum im nächsten Jahr zulegt. Etwa ein Prozent Plus sei drin, heißt es. Und da der Konsum fast 60 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht, ist diese Wirkung dann nicht zu unterschätzen.

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