Katar greift Hochtief unter die Arme

Das Emirat übernimmt 9,1 Prozent. Damit könnte eine Übernahme durch die Spanier noch verhindert werden.

Essen/Berlin. Der Baukonzern Hochtief erhält im Abwehrkampf gegen die Übernahme durch den spanischen Konkurrenten ACS Hilfe aus Katar. Die Finanzholding des Emirats werde im Rahmen einer Kapitalerhöhung alle neuen Aktien erwerben und damit künftig 9,1Prozent der Anteile an dem deutschen Unternehmen halten, teilte Hochtief am Montag vor Börsenbeginn mit.

Damit allein kann Hochtief die Übernahme durch ACS zwar nicht verhindern, sie wird jedoch erheblich teurer. Branchenkenner halten es auch für denkbar, dass Katar als "Weißer Ritter" mit den Spaniern nun über den Kauf ihres Aktienpakets spricht oder auf einem anderen Weg weitere Hochtief-Anteile erwirbt. Die Aktie von Hochtief legte am Montag kräftig um rund fünf Prozent zu.

Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter wollte am Montag keinen Zusammenhang der Kapitalerhöhung zum ACS-Übernahmekampf herstellen. Er betonte jedoch in einer telefonischen Pressekonferenz, dass der Einstieg Katars kurzfristig bis zum Jahresende erfolgen solle. Pläne für weitere Kapitalerhöhungen gebe es zwar derzeit nicht, grundsätzlich seien jedoch weitere Maßnahmen im Umfang von bis zu 20 Prozent möglich.

Katar erklärte, in der Übernahmeschlacht zwischen Hochtief und ACS vermitteln zu wollen. Katar wolle die Stärken des Hochtief-Managements und anderer Großaktionäre wie ACS "vereinen, um eine dynamische Zukunft für das Unternehmen sicherzustellen", erklärte die staatliche Investmentgesellschaft Qatar Holding. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) erklärte, der Einstieg Katars zeige, dass es "goldrichtig" war, dass sich die Bundesregierung nicht in den Übernahmekampf eingemischt habe.

"Es ist ein Signal der Hoffnung", sagte Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Mit dem Einstieg von Katar erhöhten sich die Chancen für eine Abwehr gegen den Angreifer ACS. "Es muss aber noch mehr aus Katar kommen", betonte er.

Hochtief fließen durch die Kapitalerhöhung 400 Millionen Euro zu. Katar war seit längerem als Investor im Gespräch. Hochtief ist bereits stark in Katar engagiert und hat dort mehr als 5000 Mitarbeiter, die Projekte bearbeiten wie eine acht Kilometer lange Einkaufs- und Geschäftsstraße in Doha für etwa 3,3 Milliarden Euro oder bei der Planung einer 40 Kilometer langen "Freundschaftsbrücke" zwischen Katar und Bahrain dabei sind.

Hochtief wehrt sich gegen eine Übernahme durch ACS, musste im Abwehrkampf zuletzt jedoch mehrere Schlappen einstecken. Der Einstieg eines neuen Großaktionärs galt als eine der letzten verbliebenen Möglichkeiten, um die Übernahme noch zu verhindern. Bisher hält ACS knapp 30 Prozent der Hochtief-Anteile, dieser Anteil wird nun auf rund 27 Prozent "verwässert". Das vorgelegte Übernahmeangebot schätzen Aktionärsschützer als unattraktiv ein. Tatsächlich hatten die Spanier bereits angekündigt, ihren Hochtief-Anteil zunächst nur auf knapp über 30 Prozent erhöhen zu wollen, um später mit Zukäufen aufzustocken.

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