Kahlschlag Geteiltes Echo auf die Bayer-Pläne für Stellenkürzungen

Viel Lob vom Bürgermeister aus Monheim für den Konzern, Kritik kommt dagegen aus Dormagen.

 Aspirin-Tabletten gehören zu den erfolgreichen Produkten des Bayer-Konzerns. Das Unternehmen will sich auf die Kerngeschäfte Pharma, rezeptfreie Arzneimittel und Pflanzenschutz konzentrieren und rund 12 000 Stellen abbauen.

Aspirin-Tabletten gehören zu den erfolgreichen Produkten des Bayer-Konzerns. Das Unternehmen will sich auf die Kerngeschäfte Pharma, rezeptfreie Arzneimittel und Pflanzenschutz konzentrieren und rund 12 000 Stellen abbauen.

Foto: dpa/Martin Gerten

Die strukturellen Veränderungen beim Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer mit dem geplanten Abbau von 12 000 Arbeitsplätzen bis Ende 2021 haben sehr unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.

Daniel Zimmermann, Bürgermeister am Bayer-Standort Monheim, äußerte sich sehr positiv: „Die Umstrukturierungen bei Bayer sind sicherlich notwendig, wenn auch für die Betroffenen schmerzhaft. Jedenfalls finde ich es richtig, dass Bayer die erforderliche Neuaufstellung frühzeitig angeht“, so Zimmermann auf Anfrage dieser Zeitung. „Man kann Bayer grundsätzlich nur zur Monsanto-Übernahme gratulieren. Das Unternehmen wird seine weltweite Wettbewerbsfähigkeit und Marktführerschaft dadurch erheblich verbessern, was langfristig Jobs und Gewinne auch bei uns in der Region sichert. Dass im Rahmen dieser Übernahme Umstrukturierung erforderlich würden, war von Anfang an klar. Als Monheimer und Leverkusener können wir stolz darauf sein, dass die Geschicke des um das Monsanto-Geschäft erweiterten Konzerns aus den Unternehmenszentralen in unseren beiden Städten geführt werden“, so Zimmermann.

„Geschäft auf dem
Rücken der Beschäftigten“

Völlig anders beurteilt Erik Lierenfeld die Pläne. Er ist Bürgermeister am Bayer-Standort Dormagen: „Ich halte es für ein Unding, dass die Bayer AG ihr internationales Geschäft auf dem Rücken der deutschen Beschäftigten ausbaut.“ Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath äußerte sich auf Nachfrage wie folgt: „Ich habe die Nachricht mit Besorgnis zur Kenntnis genommen – zumindest haben sich Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertreter aber auf den Verzicht von betriebsbedingten Kündigungen verständigt.“

Bayer will seine Investitionen nach der Neuausrichtung auf die Kerngeschäfte Pharma, rezeptfreie Arzneimittel und Pflanzenschutz konzentrieren. Am Chemiestandort-Dienstleister Currenta, der in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen vertreten ist, hat der Konzern dagegen kein Interesse mehr. Der 60-prozentige Anteil soll verkauft werden.

Bayer-Chef Werner Baumann will vor allem das Pharmageschäft umbauen. Dies soll, wie es heißt, „die Innovationskraft stärken“. Dabei will der Konzern seine internen Forschungskapazitäten reduzieren und dafür die Investitionen in Gemeinschaftsprojekte mit Partnern und in externe Innovationen vergrößern.

Dass in der Pharmaforschung konzernweit 900 Arbeitsplätze wegfallen, wird auch den Standort Wuppertal treffen. Dort verschwinden mindestens 350 von etwa 3500 Arbeitsplätzen. Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke sagte, die Ankündigung Bayers sei „schon ein herber Schlag“. Er habe aber auch die Hoffnung, dass an anderer Stelle im Wuppertaler Werk neue Stellen entstehen könnten: „Schließlich ist Wuppertal die Keimzelle des Konzerns.“

Bayer-Aktie durch Monsanto-Deal seit Jahren auf Talfahrt

Bayer hatte 2015 entschieden, bis 2020 mehr als eine halbe Milliarde Euro in die Erforschung neuer Arzneien gegen die Bluter-Krankheit zu stecken. Mit 400 Millionen Euro sollte der Löwenanteil ins Bergische gehen.

An der Börse werden die Pläne von Bayer-Chef Baumann mit großer Skepsis begleitet. Am Donnerstag sorgte die Ankündigung der neuen Struktur nicht für einen Aufschwung. Die Aktie gab leicht auf etwa 64 Euro nach. Bevor sich der Leverkusener Konzern mit der Monsanto-Übernahme beschäftigte hatte, war eine Bayer-Aktie mehr als 140 Euro wert. Das war im April 2015.

Seit Baumann am 1. Mai 2016 das Ruder in Leverkusen übernommen hat und sofort die geplante Monsanto-Übernahme zur Chefsache erklärte, verliert die Aktie an Wert. Insbesondere die Klagen in den USA wegen des Unkrautvernichters Glyphosat verschrecken die Anleger. Die Kläger werfen Monsanto vor, mit Glyphosat ein krebserrendes Mittel verkauft und nicht ausreichend über die Schädlichkeit informiert zu haben. Tausende Klagen sind anhängig.

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