Job-Kahlschlag bei Nokia

Handy-Hersteller kündigt 10 000 Mitarbeitern. In Deutschland fallen 730 Stellen weg. Entwarnung für Ratingen.

Espoo/Ulm. Als Nokia-Chef Stephen Elop Anfang 2011 die große Strategiewende beim finnischen Handy-Riesen einleitete, sprach er von einer brennenden Bohrinsel: Man müsse den Sprung ins kalte Wasser wagen, um sich zu retten. Nun wirft Elop auch noch mindestens 10 000 Mitarbeiter aus dem Rettungsboot — jeden Fünften, der bei Nokia Handys baut, entwickelt oder vertreibt.

In Deutschland schließt Nokia den Standort Ulm, betroffen sind dort 730 Beschäftigte. Derzeit arbeiten hierzulande noch gut 1500 Menschen für das Unternehmen. „Deutschland bleibt ein ganz wichtiger Forschungs- und Entwicklungsstandort für Nokia“, sagte ein Nokia-Sprecher. An Bedeutung gewinnen dürfte demnach vor allem der Standort in Berlin mit seinen über 600 Mitarbeitern. Dort werden sogenannte ortsbezogene Dienste für Smartphones entwickelt. Weitere Standorte hat Nokia in Ratingen und in Schwalbach bei Frankfurt am Main.

Schließen will Nokia zudem seine Standorte im kanadischen Burnaby und im finnischen Salo. Der Stellenabbau sei nötig, um Kosten zu sparen und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, erklärte Nokia-Chef Stephen Elop. Dazu müssten Personal abgebaut und Standorte geschlossen werden. Mit dem nun angekündigten Jobabbau spart Nokia demnach ab Ende 2013 1,6 Milliarden Euro.

Nokia hatte für das erste Quartal katastrophale Zahlen vorgelegt: Der Konzern machte fast eine Milliarde Euro Verlust, der Umsatz ging um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück.

Am Donnerstag erklärte der Konzern, er werde „die Zukunft von Aktivitäten jenseits des Kerngeschäfts genau untersuchen“. Das Unternehmen bestätigte den Verkauf der Luxushandy-Marke Vertu an den Investor EQT VI. Vertu bietet seit 1998 Edelhandys an, die mit Diamanten und anderen Edelsteinen besetzt sind. Das Einsteigermodell Constellation kostet rund 4000 Euro.

Nokia war bis vor kurzem weltgrößter Handyhersteller. Das Unternehmen verschlief aber zunächst die Entwicklung der intelligenten Smartphones. Mittlerweile ist der Handybauer eine Allianz mit dem US-Softwareriesen Microsoft eingegangen und setzt auf dessen Smartphone-Betriebssystem Windows Mobile. Konzernchef Elop arbeitete vorher bei Microsoft.

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