IG Metall im Südwesten will bis zu 6,5 Prozent mehr

Sindelfingen (dpa) - Die IG Metall hat eine erste Wegmarke für die bevorstehende Metall-Tarifrunde gesetzt: Die Gewerkschaft will im traditionell wichtigen Bezirk Baden-Württemberg mit einer Forderung von bis zu 6,5 Prozent mehr Geld in die Gespräche gehen.

Das beschloss die Große Tarifkommission am Mittwoch in Sindelfingen einstimmig. Eine konkrete Untergrenze wurde in der Forderungsempfehlung nicht genannt. IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann machte aber deutlich: „4,8 Prozent muss mindestens sein“. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall wies die Forderungsempfehlung umgehend als „wirtschaftlich nicht begründbar“ zurück.

IG-Metall-Chef Hofmann sagte dagegen: „In den kommenden Wochen wird es vergoldete Bilanzen und reihenweise Rekordergebnisse zu melden geben. Die Beschäftigten fordern hier lediglich ihren fairen Anteil an dem, was durch ihre Arbeit erwirtschaftet wurde.“ 2011 sei ein weiteres glänzendes Jahr für die Branche gewesen.

Die Forderung für eine Laufzeit von zwölf Monaten umfasst zum einen verteilungsneutralen Spielraum (Produktivitätszuwachs und Inflation) in Höhe von 3,8 Prozent für 2011 und 2012 zusammen. Zum anderen sattelt die Gewerkschaft ein Prozent für das erste Quartal 2013 sowie eine Umverteilungskomponente von bis zu 1,7 Prozent darauf.

Die Tarifkommission Mitte der IG Metall positionierte sich bei einer Entgeltforderung zwischen 6,0 und 6,5 Prozent. Ihre endgültige Forderung werden die Großen Tarifkommissionen in den Bezirken am 23. Februar beschließen. Am Tag danach wird der Vorstand in Frankfurt die Forderung bewerten. Mitte März beginnen dann in den Bezirken die Tarifverhandlungen für die Branche mit bundesweit 3,6 Millionen Beschäftigten.

In der Debatte der 180 Betriebsräte und Vertrauensleute in Baden-Württemberg reichten die Forderungen von sechs bis acht Prozent. Hohe Prozentzahlen seien vor allem von den Vertretern der Autobauer und deren Zulieferern genannt worden, berichtete Hofmann.

Südwestmetall kritisierte vor allem den „Versuch, Tarifverträge rückwirkend korrigieren und dadurch den Verteilungsspielraum neu definieren zu wollen“, erklärte Verbandschef Rainer Dulger. Damit leite die Gewerkschaft einen gefährlichen Paradigmenwechsel ein. „Wenn der Kuchen verteilt und aufgegessen ist, lässt sich das im Nachhinein nicht mehr umkehren.“

Hofmann glaubt vor Beginn der Verhandlungsrunde kaum noch an eine Einigung bei den qualitativen Forderungen nach einer unbefristeten Übernahme von Auszubildenden und nach Mitbestimmung der Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeitern. Die bisherigen Gespräche liefen im Schneckentempo.

Möglichen „Koppelgeschäften“ zwischen Entgelterhöhungen und qualitativen Themen erteilte Hofmann eine Absage. „Wir werden uns nichts abkaufen lassen.“ Einen Tarifabschluss ohne Ergebnis in allen offenen Punkten werde es nicht geben. Verweigerten sich die Arbeitgeber weiterhin, drohe dies die Entgelttarifrunde unnötig anzuheizen. Südwestmetall betonte, sowohl die befristete Übernahme als auch die Leiharbeit seien angesichts unsicherer wirtschaftlicher Aussichten ein unverzichtbares Flexibilisierungsinstrument.

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