Hopp oder Topp für Schlecker? - Gläubiger entscheiden

Ehingen/Berlin (dpa) - Schicksalstag für Schlecker: Die Gläubiger der insolventen Drogeriekette entscheiden nach dpa-Informationen am Freitag in Berlin über die Zukunft des Unternehmens. Am Vormittag schon könnte es Klarheit für 14 300 Mitarbeiter geben, die um ihre finanzielle Existenz bangen.

Dann kommen die drei größten Gläubiger hinter verschlossenen Türen zusammen, um über Fortbestand oder Abwicklung Schleckers zu entscheiden. Die Zeichen stehen nicht gut. Doch die Belegschaft hofft auf einen Retter in letzter Sekunde. „Möglich ist alles“, sagte ein Sprecher der Insolvenzverwaltung am Donnerstagnachmittag.

Zuletzt war Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz noch in „harten Verhandlungen“ mit den zwei verbliebenen Interessenten: Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen und US-Investor Cerberus Capital Management. Vergangenen Freitag hatten die Gläubiger zur Schlecker-Rettung eine letzte Galgenfrist von einer Woche eingeräumt, um die bisher nicht ausreichenden Angebote der Investoren nachzubessern. Die Hoffnung liegt bei vielen vor allem auf Berggruen, ihm wird zugetraut, sich auf das Risikoprojekt Schlecker einzulassen.

Wenn aber das endgültige Aus entschieden wird, erhalten erneut tausende Schlecker-Mitarbeiter - meist Frauen - schon Ende Juni oder Anfang Juli die Kündigung. Davor würde der Wareneinkauf gestoppt, der Ausverkauf in den Filialen gestartet sowie sämtliche Verträge mit Lieferanten und Vermietern gekündigt. Parallel ginge es an das Tafelsilber: restliche Auslandsgesellschaften und Immobilien wie Lager. Mit den Einnahmen würden zunächst laufende Kosten gedeckt: zum Beispiel Gehälter, Warenbestellungen aus der Zeit der Insolvenz und die Tätigkeit der Insolvenzverwaltung. Der Rest käme in einen Topf, der unter den Gläubigern aufgeteilt würde.

Ein letzter Hilfeschrei kam noch von der Gewerkschaft Verdi: Sie forderte kurz vor Fristablauf die Politik auf, einen Rettungsbeitrag zu leisten, der Geiwitz bei der Investorensuche Spielraum verschaffen könnte. Der Vorschlag stieß bislang auf taube Ohren.

In Berlin wollen am Tag der Entscheidung Hunderte Arbeitnehmervertreter und die Gewerkschaft Verdi zur Betriebsräte-Konferenz zusammenkommen und über die erwartete Entscheidung beraten.

Die Anspannung vor dem großen Tag ist vor allem bei den Beschäftigten zu merken - es geht um die Existenz tausender Mitarbeiter. Der katholische Betriebsseelsorger Alfons Forster aus Ulm spricht immer wieder Schlecker-Beschäftigten. „Viele Frauen wollen, dass die Unsicherheit endlich vorbei ist, haben gleichzeitig aber Furcht vor der Entscheidung“, sagte Forster im dpa-Gespräch. Der Seelsorger unterstützte bereits einige der rund 10 000 Mitarbeiter, denen bereits Ende März gekündigt wurde, nachdem eine Auffanglösung gescheitert war. „Es ist schwierig, die Mitarbeiterinnen immer wieder zu motivieren“, sagte Forster. „Es ist eine Belastungssituation.“

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