Hochtief streicht nach Ergebniseinbruch die Dividende

Düsseldorf/Madrid (dpa) - Nach einem drastischen Ergebniseinbruch will der Essener Baukonzern Hochtief im laufenden Jahr in die Gewinnzone zurückkehren. Im zurückliegenden Jahr schrieb das mehrheitlich zum Baukonzern ACS gehörende Unternehmen tiefrote Zahlen.

Der Gewinn von 288 Millionen Euro im Jahr 2010 sank um 448,3 Millionen Euro. Am Jahresende stand ein Verlust von 160,3 Millionen Euro in den Büchern, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Düsseldorf mit.

Der spanische Mehrheitseigentümer ACS erzielte 2011 dagegen einen Nettogewinn von 962 Millionen Euro, allerdings 26,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Dies geht aus der in Madrid vorgelegten Jahresbilanz hervor. Der Umsatz verdoppelte sich auf 28,5 Milliarden Euro, vor allem dank der Eingliederung von Hochtief im Juni 2011 in die ACS-Gruppe.

Hochtief-Vorstandschef Frank Stieler nannte als Grund für die roten Zahlen einen historischen Ergebniseinbruch bei der australischen Hochtief-Tochter Leighton. Hinzu kämen millionenschwere Abfindungszahlungen für ausgeschiedene Führungskräfte. Der Hochtief-Aktienkurs ging bis zum Mittag um mehr als fünf Prozent zurück.

Für 2011 will der Konzern nun seinen Aktionären erstmals in der jüngeren Firmengeschichte die Dividende streichen. Die Entscheidung darüber soll bei dem Aktionärstreffen am 7. Mai fallen. Stieler bezifferte das von ACS derzeit direkt gehaltene Aktienpaket auf knapp unter 50 Prozent. Zusammen mit den von Hochtief gehaltenen eigenen Aktien habe das spanische Bauunternehmen jedoch die Abstimmungsmehrheit auf seiner Seite.

Insgesamt hatte ACS nach Berechnungen von Beobachtern rund 2,6 Milliarden Euro für das Hochtief-Paket bezahlt. Der spanische Konzern selbst verbuchte in seiner Bilanz für 2011 eine Summe von 1,08 Milliarden Euro für den Erwerb von Hochtief-Anteilen. Die Übernahme trug auch dazu bei, dass die Nettoschulden von ACS um 16,6 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro stiegen.

Stieler berichtete, aus rechtlichen Gründen sei der spanische ACS-Vertreter Pedro López Jiménez für lediglich vier Tage in den Hochtief-Vorstand eingezogen. Hintergrund sei die Satzung des Unternehmens, die die Feststellung des Jahresabschlusses durch drei Vorstände vorsieht. Derzeit ist das Unternehmen auf der Suche nach einem dritten Vorstandsmitglied.

„Einfach war da nichts“, beschrieb der seit Mai vergangenen Jahres amtierende Vorstandschef das zurückliegende Geschäftsjahr. Nach einem erbittert geführten Abwehrkampf gegen die Übernahme durch ACS hatte der langjährige Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter seinen Posten schließlich geräumt. Als Favorit des Mehrheitseigentümers war Stieler aufgerückt. „Es gibt zunehmend Kontakte“, beschrieb er die Zusammenarbeit mit dem Großaktionär. „Die Reise geht aus meiner Sicht in die richtige Richtung.“ Eine Zusammenarbeit existiere derzeit etwa mit der australischen Tochter Leighton.

Für das laufende Geschäftsjahr peilt Hochtief ohne mögliche Verkäufe ein Ergebnis vor Steuern (EBT) sowie einen Konzerngewinn jeweils in der Größenordnung leicht unterhalb des Rekordjahres 2010 an. Damals hatte Hochtief einen Vorsteuergewinn von 756,6 Millionen Euro und einen Konzerngewinn von 288 Millionen Euro ausgewiesen. Auftragseingang, Auftragsbestand und Umsatz sollen sich 2012 unterhalb des Vorjahresniveaus normalisieren. Derzeit sei man weiter in Gesprächen für den geplanten Verkauf der Flughafen-Sparte, sagte der Vorstandschef. Dies gelte auch für die Immobilientochter Aurelis.

Künftig will sich Hochtief auf die drei zukunftsträchtigen Felder Energie, Verkehrsinfrastruktur und Städtebau konzentrieren. „So wollen wir in den kommenden fünf Jahren bei der Leistung im Energiesektor um 40 Prozent und im Bereich der Verkehrsinfrastruktur um 30 Prozent wachsen“, sagte Unternehmenschef Stieler. Bereits heute erwirtschaftet der im MDax notierte Baukonzern nach eigenen Angaben in den beiden Bereichen etwa 39 Prozent seiner Gesamtleistung.

Nach dem Ausscheiden von zahlreichen Führungskräften vor dem Hintergrund des ACS-Einstiegs soll ein Schiedsverfahren nun klären, ob die ehemaligen Vorstände ein Anrecht auf die von ihnen geforderte Zahlung in Höhe von insgesamt 15,7 Millionen Euro im Zusammenhang mit Aktienoptionen haben. Im Zuge der Übernahme durch ACS machten sechs Führungskräfte von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch, darunter drei Vorstände. Insgesamt hatte das Unternehmen die Belastungen durch das Ausscheiden der Manager auf bis zu 35 Millionen Euro beziffert.

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