Hochtief: Die Übernahmeschlacht

Der spanische Großaktionär ACS erhöht den Druck. Die Kanzlerin warnt vor einer Zerschlagung des Konzerns.

Essen. Im Kampf um die Übernahme des Baukonzerns Hochtief erhöht der spanische Großaktionär ACS den Druck und will frisches Geld zum Aktienkauf sammeln.

ACS bereite sich auf alle Eventualitäten vor und sichere das Übernahmeangebot gegen jegliche Abwehrmaßnahmen von Hochtief, hieß es. Dazu erhöht ACS sein Kapital um bis zu 50 Prozent.

Die Großaktionäre hätten ihre Zustimmung zur Kapitalerhöhung bereits zugesichert, teilte ACS am Freitag Abend mit. Das Hochtief-Angebot solle bis Januar 2011 abgeschlossen sein.

ACS besitzt derzeit rund 30 Prozent am deutschen Baukonzern und will die Mehrheit erreichen. Dagegen wehrt sich Hochtief und will die Übernahmekosten erhöhen.

SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, einen "weißen Ritter" zu suchen. "Die Kanzlerin kann am schnellsten helfen, wenn sie ein Konsortium findet, das bereit ist, eine Minderheitsbeteiligung von ungefähr 25 Prozent zu übernehmen", sagte Gabriel. "Die Politik hat den deutschen Banken in der Finanzkrise in einem Maße geholfen, dass ich finde, dass die Banken jetzt auch mal in der Verantwortung sind, etwas für den Standort Deutschland zu tun." Bei einem Einstieg eines Bankenkonsortiums als strategischer Investor würde eine Hochtief-Übernahme für die Spanier unattraktiv werden.

Merkels Regierungssprecher Steffen Seibert betonte am Freitag den Stellenwert von Hochtief: Hochtief sei ein Aushängeschild deutscher Technologiekompetenz. "Schon deshalb ist die Bundesregierung und das Kanzleramt daran interessiert, dass die industriellen Strukturen von Hochtief und auch der Sitz von Hochtief in Essen bleiben." Die Regierung verfolge das Thema sehr aufmerksam und sei in Kontakt mit dem Unternehmen. "Und sie geht davon aus, dass alle Aktivitäten, die da nun noch eintreten mögen, in Einklang mit europäischem Recht sind", betonte Seibert.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte hingegen wiederholt betont, er wolle sich nicht einmischen. "Ein aktives Eingreifen der Politik ist ordnungspolitisch nicht angezeigt", sagte er zuletzt am Rande einer Japan-Reise. Nun droht neuer Koalitionsstreit zwischen der Kanzlerin und dem Wirtschaftsminister.

Der Vorsitzende der Monopolkommission, die die Bundesrepublik auf dem Gebiete der Wettbewerbspolitik berät, Justus Haucap, sprang Brüderle bei. Er forderte die Politik auf, sich aus dem Übernahmekampf herauszuhalten. "Die Forderung, dass wir einen großen deutschen Baukonzern benötigen, ist populistischer Quatsch", sagte Haucap.

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