Berlin Häufiger Arztbesuch soll etwas kosten

Berlin. · Ärztepräsident Klaus Reinhardt tritt für eine Selbstbeteiligung von Patienten ein, die übermäßig häufig zum Arzt gehen. Nicht jeder Besuch beim Arzt sei notwendig und sinnvoll.

 Klaus Reinhardt will unnötige Arztbesuche eindämmen.

Klaus Reinhardt will unnötige Arztbesuche eindämmen.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Der neue Ärztepräsident Klaus Reinhardt tritt für eine finanzielle Selbstbeteiligung von Patienten gegen übermäßig häufige Arztbesuche ein. „Bei mehrfachen und völlig unnötigen Arztbesuchen kann eine moderate wirtschaftliche Beteiligung zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit unseren knappen Ressourcen im Gesundheitswesen beitragen“, sagte Reinhardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Nicht jeder Besuch beim Arzt ist notwendig und sinnvoll.“ So gebe es Menschen, die zwei oder drei Hausärzte hätten und sich regelmäßig eine zweite oder dritte Meinung einholten. „Das geht nicht“, sagte Reinhardt, der im Mai zum Präsidenten der Bundesärztekammer gewählt worden war.

Der Erstzugang zum Arzt solle immer frei sein. „Aber man muss genauer hinsehen, wer wann und weshalb zum Arzt geht“, so der Ärztepräsident. Nicht jeder Besuch beim Arzt sei notwendig und sinnvoll. „Die Patienten müssen lernen, verantwortungsvoll mit der Ressource Arzt umzugehen.“ Wer das nicht tue, verbaue ernsthaft erkrankten Menschen den Weg zu ärztlicher Hilfe. Mit kleinen Geldbeträgen ließe sich das Verhalten der Patienten verändern. Das zeigten Erfahrungen aus anderen Ländern.

Grundsätzlich funktioniert habe die Praxisgebühr, sie sei aber falsch organisiert gewesen. Die Gebühr war zwischen 2004 und 2012 erhoben worden. Beim ersten Arzt-Besuch pro Quartal waren zehn Euro fällig.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warf Reinhardt „maximale Patientenverunsicherung“ vor. Schon die Praxisgebühr habe nichts gebracht, um Arztbesuche zu lenken, sagte Vorstand Eugen Brysch in Berlin. „Niemand setzt sich aus reiner Langeweile in ein Wartezimmer.“ Auch sollte sich der Präsident der Bundesärztekammer zunächst mit seinen Praxiskollegen abstimmen. „Schließlich müssten die dann vor Ort entscheiden, welcher Patientenkontakt notwendig ist und welcher nicht.“ dpa

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