Zweite Wasserstofftankstelle in Düsseldorf eröffnet : Großes Potenzial, triste Realität: Wasserstoffautos sind kaum gefragt
Düsseldorf Auto fahren, ohne sich als Klimasünder zu fühlen? Geht mit einem Elektroauto, also einem Fahrzeug mit großer schwerer Batterie. Moment mal - es gibt noch eine andere Möglichkeit: Wasserstoffautos. Fachleute kommen ins Schwärmen, doch die Realität sieht mickrig aus.
Vor dem Parkplatz einer schwedischen Möbelhauskette blitzen ein weißes Dach und eine weiße Zapfsäule zwischen der Hecke hervor. Vor ihr aufgereiht steht alles, was der Markt für Wasserstoffautos derzeit zu bieten hat: Ein Toyota, ein Hyundai und ein Mercedes. Auf dem Display der Zapfsäule steht 29,07 Euro. So viel kosten drei Kilogramm Wasserstoff (H2). Das ist etwa die Hälfte, die ein Tank fasst.
Der Gasehersteller Air Liquide hat am Dienstag seine zweite Wasserstofftankstelle in Düsseldorf eröffnet. Die Franzosen bewerben Wasserstoffautos wie eine Art Schlaraffenland in Sachen Mobilität: Man sei sauber und ohne Ausstoß von CO2-Emissionen oder Schadstoffen unterwegs - „bei gewohnt hoher Reichweite und einer Betankungszeit von wenigen Minuten“. Doch Umweltexperten sind nicht begeistert. Zudem gibt es ein großes Problem: Das Tankstationen-Netz in Deutschland hat große Löcher.
Dennoch: Unstrittig ist, dass die Brennstoffzelle Potenzial hat - und dies in gewissen Bereichen bereits entfaltet: In U-Booten wird sie beispielsweise schon seit Jahrzehnten eingesetzt. Ihre Umweltbilanz ist laut Air Liquide positiv. Wasserstoff wird in der Reaktion mit Sauerstoff zu Wasserdampf und Strom gewandelt. Doch im Moment kommt dieser Strom aus nicht erneuerbaren Energien. „Man muss fairerweise sagen, dass der Wasserstoff über Erdgasspaltung produziert wird“, erklärt Air-Liquide-Deutschland-Chef, Gille Le Van.
Nicht für den Massenmarkt tauglich?
Ob H2-Autos auf lange Sicht für den Pkw-Massenmarkt taugen, wird bezweifelt. „Wir müssen ja irgendwann mal anfangen“, entgegnet Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). „Wir forschen seit 20 Jahren an den Themen, und jetzt geht es darum, das in Serie zu bringen.“ Im Vergleich zu konventionellen Elektroautos führen die Brennstoffzellen-Fahrzeuge eher einen Dornröschenschlaf. Gerade einmal 386 Wasserstofffahrzeuge sind in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt zugelassen. Bei einem Gesamt-Fahrzeugbestand von 64,8 Millionen ist das ein Anteil von gerade einmal 0,0006 Prozent. Beim Ökokonkurrenten E-Auto sind es immerhin 0,2 Prozent.
In dem H2-Nischenmarkt sind vor allem Asiaten präsent. Toyota hat weltweit nach eigenen Angaben knapp 10 000 solcher Fahrzeuge verkauft, davon knapp 200 in Deutschland. Und deutsche Autobauer? Daimler stieg schon in den 1990er Jahren ein und produzierte ab 2009 für einige Jahre rund 200 B-Klassen-Autos als H2-Version. 2018 brachten die Stuttgarter einen Geländewagen als Mischung aus Batterie-Stromer und Brennstoffzelle auf den Markt, auch dies in kleiner Stückzahl. Bei BMW und Audi ist die Brennstoffzelle ebenfalls Thema, sie wird aber nur erprobt - kaufen kann man dort derzeit kein solches Auto.