Große Kauflust, aber kein Boom

2010 gab es das größte Umsatzplus seit sechs Jahren.

Berlin. Ob Uhren, Schmuck, Kosmetik oder Schuhe: Die Bundesbürger haben sich im vergangenen Jahr wieder mehr gegönnt und dem Einzelhandel das größte Umsatzplus seit sechs Jahren beschert. Die Verluste des Krisenjahres 2009 konnte er aber nicht ausgleichen, wie der Handelsverband Deutschland (HDE) in Berlin berichtete.

2010 stieg der Umsatz nominal um 1,8 Prozent auf 406,7 Milliarden Euro. Höher war das Umsatzplus zuletzt 2004, damals lag es bei 2,2 Prozent. Große Sprünge erwartet der HDE für das laufende Jahr nicht. „Einen Aufschwungsboom wird der Wirtschaftszweig nicht erleben“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Positiv auf die Kauflust der Bundesbürger wirke sich zwar die Lage auf dem Arbeitsmarkt aus. Demgegenüber stünden jedoch höhere Energiekosten und Krankenkassenbeiträge. „Die Verbraucher haben in diesem Jahr weniger Netto vom Brutto“, sagte Genth.

Er rechnete für 2011 daher nur mit einem leichten Wachstum von 1,5 Prozent. „Preisbereinigt entspricht dies einer Entwicklung auf Vorjahresniveau.“ Genth erwartet aber, dass der Einzelhandel Ende 2011 die Verluste des Krisenjahres endgültig aufgeholt haben wird.

Das Statistische Bundesamt errechnete für 2010 sogar noch etwas bessere Zahlen. Allerdings beziehen die Statistiker im Gegensatz zum Handelsverband die Apotheken, den Autohandel und den Handel mit Brennstoffen in ihre Berechnungen ein. Demnach stiegen die Umsätze 2010 nominal um 2,3 und preisbereinigt um 1,2 Prozent. Im Rezessionsjahr 2009 waren die Erlöse auf dieser Basis um 3,1 Prozent (real) beziehungsweise 3,7 Prozent (nominal) eingebrochen.

Der Online-Handel bleibt ein Wachstumstreiber“, sagte Genth. Er sei 2010 mit acht Prozent überproportional gewachsen. Für das laufende Jahr erwartet der HDE im Online-Handel ein Plus von zehn Prozent. „Es gibt viele Einzelhändler, die auch im Internet unterwegs sind.“ Beide Vertriebskanäle befruchteten sich gegenseitig.

Verbraucher müssen in diesem Jahr mitunter tiefer in die Tasche greifen: „Wir gehen von einem moderaten Anstieg der Verbraucherpreise um 1,5 Prozent aus.“

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