Gross-Razzia: Millionenbetrug mit Aktien

Drei Beschuldigte sitzen inzwischen in Untersuchungshaft.

München. Billige Ramsch-Aktien, gekauft von windigen Händlern, die sie dann anderen Anlegern in Börsenbriefen empfehlen, um den Kurs der sogenannten Pennystocks nach oben zu treiben - das liest sich wie im Kriminalroman, ist aber Realität.

Die Staatsanwaltschaft in München ermittelt seit gut zwei Jahren wegen des Verdachts auf Marktmanipulationen. In dieser Woche holten die Ermittler zum großen Schlag aus.

160 Beamte, zwölf Staatsanwälte und sieben Mitarbeiter der Aufsichtsbehörde Bafin durchsuchten Büros und Wohnungen von Dutzenden Verdächtigen in Deutschland und Österreich. Drei Beschuldigte sitzen seither in Untersuchungshaft.

Viel mehr Details wollte die Behörde allerdings nicht mitteilen. Weder, wer die Verdächtigen sind, für wen sie arbeiten, noch welche Aktiengesellschaften von den Manipulationen betroffen sein könnten. Auch wie rasch die Ermittlungen nun weiter voran schreiten, konnte eine Sprecherin nicht sagen. Zunächst müsse das Material aus den Durchsuchungen ausgewertet werden.

Die Staatsanwaltschaft hatte bei der spektakulären Aktion 48 Büro- und Privaträume bundesweit und in Österreich durchsucht. Die Ermittlungen richten sich gegen 31 Verdächtige, betroffen sind Aktien von 20 Gesellschaften. Nach Angaben aus Finanzkreisen soll es sich bei den Verdächtigen vor allem um Mitarbeiter sogenannter Börsenbriefe handeln, die Anlegern Ratschläge zu Aktien und Kaufempfehlungen geben. Der Schaden soll in die Millionen gehen.

Im wesentlichen gehe es bei den Ermittlungen um Kursmanipulationen mit fast wertlosen Aktien - "Pennystocks" - deren Kurs durch gezielt positive Nachrichten nach oben getrieben und dann wieder verkauft werden.

In den vorliegenden Fällen sollen teilweise auch andere Aktien durch negative Nachrichten in die Verlustzone gebracht worden sein, um daraus Geschäfte zu machen. Die Delikte gelten insgesamt als schwer beweisbar.

Im Zuge der Razzia wurden auch Räume der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in München durchsucht. Die SdK sei allerdings in einem anderen Zusammenhang von den Ermittlungen betroffen, betonte SdK- Sprecher Lars Labryga. Die Vorwürfe richteten sich nicht gegen die SdK, sondern gegen einen früheren Funktionär. Der Mann soll öffentlich angebliche Bilanztricks beim Bezahldienstleister Wirecard angeprangert und zugleich auf den fallenden Kurs der Aktie spekuliert haben. Bereits 2008 war die SdK daher Ziel einer Durchsuchungsaktion der Staatsanwaltschaft.

"Sollte dies der Fall sein, so hätte dieses Vorstandsmitglied gegen interne Regeln der SdK verstoßen", sagte Labryga. Die Ermittlungen dazu liefen noch. Mit den Pennystock-Ermittlungen habe die SdK nichts zu tun, so Labryga.

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