Griechenland-Krise: Ein Staatsbankrott und seine Folgen

Ein Blick in die Geschichte zeigt: Nationale Pleiten kommen häufiger vor als gedacht.

Berlin. Nicht nur Bürger und Unternehmen, sondern auch Staaten können pleitegehen. Nationale Bankrotte kommen immer wieder vor, selbst in der Historie einst ruhmvoller Reiche.

Nach der Definition von Wirtschaftswissenschaftlern kann bei einem Staatsbankrott die Regierung fällige Forderungen nicht mehr erfüllen. Wie Otto Normalverbraucher, der finanziell am Ende ist, weil ihm vielleicht der Kredit für das neue Haus über den Kopf gewachsen ist, stellt dann der ganze Staat seine Zahlungen ein. Nicht selten ist dann noch reichlich Geld in den Kassen - den Regierungen fehlt es schlichtweg am Willen, sich davon zu trennen.

Nein. Aus der Geschichte sind Dutzende Beispiele für Staatsbankrotte überliefert. In keinem Fall hörte ein Land nach seinem finanziellen Ruin auf zu existieren und wurde etwa vom reichen Nachbarn übernommen. Oft schließen sie einen Vergleich mit den Geldgebern und steigen blühend aus den roten Zahlen wie der sagenhafte Vogel Phoenix aus der Asche.

Um die Peinlichkeit der öffentlichen Bankrott-Erklärung zu vermeiden, werfen Regierungen bisweilen geldpolitische Nebelwerfer an, um die tatsächliche Geldnot zu verschleiern. Sie drucken immer mehr Geld, bis lästige Kredite "weginflationiert" wurden. Das geschieht auch auf Kosten der eigenen Bevölkerung, die in der Regel ihre ganzen Ersparnisse verliert. So war es 1923 in Deutschland, bis eine neu geschaffene Rentenmark dem wertlosen Altpapierhaufen von einer Billion Reichsmark entsprach. Wirtschaftshistoriker zählten allein im 20. Jahrhundert mehr als zwei Dutzend derartige Hyperinflationen als Notlösung für ein gewaltiges Staatsdefizit.

Kreditgeber können ihr gesamtes Geld plus Zinsen verlieren - und manchmal sogar ihr Leben. In Frankreich, wo man zwischen 1500 und 1800 mit großem Pomp gleich achtmal in die staatliche Pleite rauschte, gingen die notorisch klammen, aber erfindungsreichen Monarchen dazu über, inländische Gläubiger kurzerhand zu exekutieren.

So mancher Adlige dürfte angesichts dieser drastischen Form der Umschuldung geneigt gewesen sein, seinem blaublütigen "Bruder König" großzügig die Schuld zu erlassen. Meist endet ein Staatsbankrott aber mit einem Vergleich, und Kreditgeber stehen nicht mit leeren Händen da. Anders als zwangsvollstreckte Häuslebauer oder insolvente Handwerksbetriebe können Regierungen nach einem Staatsbankrott wieder mit neuem Geld rechnen - oft von den gleichen Financiers.

Nicht nur Frankreich, sondern eine ganze Reihe von Ländern hat gleich mehrfach den finanziellen Offenbarungseid vor der Weltgeschichte geleistet. Eine genaue Übersicht über offene und versteckte Staatsbankrotte der vergangenen Jahrhunderte ist allerdings kaum möglich. Deutschland - samt seiner Vorläuferstaaten wie Preußen - dürfte es auf stattliche acht Pleiten gebracht haben, drei mehr als etwa Griechenland.

Den unrühmlichen "Weltrekord" hält das stolze Spanien mit gleich 13 Bankrotten. Davon kommen vier Insolvenzen auf König Philipp II., der sein Weltreich von 1556 bis 1598 beherrschte. Wuchsen ihm die Kosten seiner Kriege über den Kopf, erklärte er die royale Pleite. Philipp zahlte Kredite nicht zurück, sanierte so seine Finanzen, hielt die leere Hand wieder auf und bekam sie erneut gefüllt.

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