Geldpolitik: Euro wird zum Rettungsanker

Seit zehn Jahren gibt es die Gemeinschaftswährung. In der aktuellen Krise beweist der Euro seine Stärken.

Frankfurt. Zehn Jahre ist der Euro alt - und in der Krise begehrt wie nie zuvor. Die Slowakei fiebert der Euro-Einführung zum Jahreswechsel entgehen - auch Dänemark, Polen und Irland werden angesichts der Schwäche ihrer Währung zu Euro-Fans. Viele Investoren ziehen den Euro inzwischen dem Dollar vor.

Kritiker hatten sich mächtig auf die neue Währung eingeschossen. Als am 1. Januar 1999 Banken in damals elf Ländern Bücher und Konten auf Euro umstellten, äußerte etwa US-Notenbanklegende Alan Greenspan "große Bedenken". Harvard-Professor Martin Feldstein sagte gar voraus, dass die Wirtschafts- und Währungsunion bei der ersten größeren Krise auseinanderbrechen, und ein Scheitern einen Bürgerkrieg auslösen könnte.

"Der Euro ist ein klarer Krisengewinner", sagt heute Barry Eichengreen, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of California. Kurz vor Weihnachten war die Währung so viel wert wie nie zuvor. Die Investoren versprechen sich von der Gemeinschaftswährung Stabilität.

"Der Euro ist zu einem sicheren Hafen geworden", sagt auch Michael Schubert, Notenbankexperte der Commerzbank in der "Financial Times Deutschland". Inzwischen sind selbst die Deutschen vom einst ungeliebten "Teuro" überzeugt.

Nach einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes sind drei Viertel der Bundesbürger von der Stabilität des Euro überzeugt. Mehr als die Hälfte teilen die Einschätzung, dass Deutschland durch die Einbettung in den Euro-Währungsraum besser durch die Finanz- und Wirtschaftskrise kommt.

In früheren Krisen konnten Spekulanten Währungen in die Knie zwingen. Gäbe es noch Lira, Peseta oder Drachme, würden Italien, Spanien und Griechenland in der Krise angesichts ihres hohen Schuldenstandes wohl eine Kapitalflucht erleben.

Die Währungen würden abstürzen, was besonders den Deutschen schaden würde, da sie ihre dadurch teureren Maschinen oder Autos kaum noch exportieren könnten. Die betroffenen Länder wären gezwungen, die Zinsen zu erhöhen, auch wenn angesichts der Wirtschaftskrise niedrigere Zinsen erforderlich wären.

Der Euro jedoch trotzt solchen Entwicklungen. Währungsturbulenzen, die Wirtschaftskrisen verschärfen, gehören der Vergangenheit an.

"Von 1999 bis 2008 lag das Wachstum in der Euro-Zone jährlich im Schnitt bei 2,1 Prozent, die Investitionsrate bei 2,2 Prozent, und es wurden 16 Millionen Jobs geschaffen", bilanziert Jacques Delors, einer der Väter der Gemeinschaftswährung, der Zeitung "La Tribune". Der Euro habe zudem zur Integration beigetragen. Ein Drittel des Außenhandels spiele sich im Inneren der Eurozone ab. Zehn Jahre zuvor sei es nur ein Viertel gewesen.

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