Gehaltsobergrenzen im Fußball Gehaltsobergrenzen im Fußball - Was Europa von den US-Profiligen lernen kann

Düsseldorf. · Analyse Während bei uns die Großen immer größer werden und die Sieger vorhersehbar sind, gibt es drüben Gehaltsobergrenzen.

24. Spieltag, die entscheidende Phase in der Fußball-Bundesliga beginnt. Dass Bayern München wie in den Vorjahren nicht schon jetzt als Meister feststeht, freut die Fans. Dortmund kann es mal wieder schaffen. Aber sonst? Echten Wettbewerb gibt es nicht. Seit zehn Jahren dominieren FCB und BVB die Liga.

Etwas ältere Zeitgenossen werden sich erinnern: Das war in den 1970er-Jahren mit Bayern und Gladbach auch so. Aber beide hatten nur einen geringen Vorsprung vor den anderen Clubs, fast immer blieb es bis zum letzten Spieltag spannend. Es gab keine lähmende Dominanz.

Wenig aufregend läuft auch das Rennen um die Teilnahme an den europäischen Wettbewerben und der Kampf gegen den Abstieg. Vor der Saison reicht ein Blick auf die Spieler-Etats der Clubs (siehe Grafik), um in etwa die Tabelle nach dem 34. Spieltag zu kennen. Ja, es gibt zum Glück Ausnahmen: Düsseldorf und Freiburg richten derzeit mit wenig Geld viel aus. Auf Schalke und in Stuttgart läuft es umgekehrt. Das ändert aber nichts am Grundprinzip: Wer viel hat und erfolgreich ist, profitiert überdurchschnittlich von den immer wichtiger werdenden TV-Einnahmen.

Gehaltsobergrenzen im Fußball - Was Europa von den US-Profiligen lernen kann
Foto: kxlm.de

Massiv verschärft werden die Ungleichgewichte durch die Champions League (CL). Die Vermarktung des Elite-Wettbewerbs spült Milliarden in die Kasse. Aber das Geld kommt nur bei jenen an, die mitspielen dürfen. Folge: Der Abstand zum Rest der Fußball-Welt wächst stetig, weil Geld (fast immer) Tore schießt. In den nationalen Ligen herrscht Langeweile. Die Champions League mutiert zu einer geschlossenen Gesellschaft. Neben den Dauersiegern Real Madrid und FC Barcelona haben nur wenige Top-Clubs aus England, Deutschland, Italien und Frankreich eine realistische Chance, die CL zu gewinnen.

Die Regulierung im US-Profisport wirkt fast sozialistisch

Unstreitig sind die hohen Summen, die im Fußball bewegt werden, nicht irrational. Sie spiegeln das Interesse wider, das dem Sport entgegengebracht wird. Das Problem liegt in der ungleichen Verteilung des Geldes und der fehlenden Spannung. Gibt es eine Lösung?

Ja, wie ein Blick in die USA beweist. Dort haben die Profiligen schon vor 25 Jahren den Salary Cap eingeführt, also Gehaltsobergrenzen. Das gilt in den Top-Sportarten American Football, Basketball und Eishockey. Die Höhe des Budgets, das die Clubs für ihre Spieler ausgeben dürfen, ist gedeckelt. Der Verband legt die Etats auf Basis der Einkünfte, die die Sportart in der vorherigen Saison erbracht hat, fest. Alle Teams haben die gleichen finanziellen Mittel, um ein wettbewerbsfähiges Team an den Start zu bringen. In der National Football League (NFL) sind das in der laufenden Saison rund 190 Millionen US-Dollar.

Wie dieses Geld verwendet wird, entscheiden die Teams in Eigenregie. Sie können wenige Spieler extrem gut bezahlen und den Rest des Kaders mit preiswerten Veteranen und unbekannten Nachwuchsleuten auffüllen. Oder sie bevorzugen ein Gleichgewicht im Gehaltsgefüge. Das Gesamtbudget bleibt für alle gleich.

Eine entscheidende Folge dieses Systems ist, dass die Spannung sehr hoch ist, fast alle Mannschaften sind wettbewerbsfähig. Nur selten kann ein Sieger seinen Triumph im Jahr darauf wiederholen. Anders als im europäischen Fußball gibt es nicht nur wenige Top-Vereine, deren Ersatzleute bei anderen Mannschaften einen Stammplatz hätten. Auf diese Weise erhöht sich das Niveau der Spiele, weil alle guten Akteure tatsächlich zum Einsatz kommen. Nicht die überlegene Finanzkraft gibt den Ausschlag, sondern eine gute Kaderplanung, effizientes Training und die Leistung während des Spiels.

Im Vergleich zu den kapitalistischen Strukturen im europäischen Fußball wirken die Salary Caps im US-Profisport fast sozialistisch. Aber die Deckelung hat sich bewährt: Die Profi-Ligen sind ausgeglichener und aus Sicht der Zuschauer und Sponsoren interessanter geworden. Geradezu vorbildlich.

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