Gegenwind für Europas Fluggesellschaften

Konkurrenz und stagnierende Nachfrage zwingen die Airlines zu sparen.

Frankfurt. In der Welt des Luftverkehrs wird Europa immer mehr zum Armenhaus. In aller Welt verdienen Fluggesellschaften gutes Geld, nur in Europa nicht, klagt der Weltluftfahrtverband IATA, dem fast alle Fluggesellschaften angehören. Auch 2013 dürfte die Branche in Europa wie im abgelaufenen Jahr mit knapper Not die Gewinnschwelle erreichen, schätzt IATA-Chef Tony Tyler. Ausnahmen bleiben aber weiterhin ausgesprochene Billigflieger wie Ryanair und EasyJet, die den vormaligen Staats-Airlines auf dem Heimatmarkt heftig Konkurrenz machen.

Mit herben Einschnitten und neuen Ideen versuchen Lufthansa, Air France, Iberia und SAS der Konkurrenz von Billigfliegern und Golf-Airlines zu trotzen. Auch das Mantra vom endlosen Wachstum des Luftverkehrs steht zur Debatte, in der fortwährenden Schuldenkrise gehen die Zahlen für Fracht und Passagiere europaweit zurück. Für die Mitarbeiter bedeutet das herbe Einschnitte. Tausende Stellen stehen bei den Airlines auf der Streichliste. Nicht alle Gesellschaften dürften das nächste Jahr überleben.

Vorstandschef Christoph Franz hat beim mitteleuropäischen Platzhirschen Lufthansa ein hartes Sparprogramm mit 3500 Stellenstreichungen auf den Weg gebracht, das 1,5 Milliarden Euro jährlich einbringen soll. Mit der Verlagerung der europäischen Punkt-zu-Punkt-Verkehre auf die billigere Tochter Germanwings soll 2013 zudem das größte Verlustloch gestopft werden. Eine engere Zusammenarbeit mit der aufstrebenden Turkish Airlines steht ebenfalls auf der Aufgabenliste für 2013.

Stärker noch hat Air Berlin seinen Flugplan ausgedünnt. Nach jahrelangen Verlusten ist für 2012 ein Gewinn anvisiert, allerdings nur mit Hilfe des arabischen Großaktionärs Etihad, der die Mehrheit am Vielfliegerprogramm übernimmt.

Weltweit rechnet Tyler für die Branche 2013 mit einem Gewinn von 8,4 Milliarden US-Dollar, 1,7 Milliarden mehr als 2012. Bei einem Umsatz von rund 650 Milliarden Dollar ist das aber nur ein Prozent vom Umsatz. „Wir bräuchten eine Gewinnspanne von sieben bis acht Prozent, um die Kapitalkosten zu verdienen.“

Angesichts des Konkurrenzdrucks erwartet IATA-Chef Tyler auch weitere Übernahmen unter Europas Fluglinien. Doch die Zeichen stehen nicht gut, da die großen Drei Lufthansa, Air France-KLM und IAG mit British Airways und Iberia selbst genug eigene Probleme haben. So wollen die Franzosen 5000 Stellen streichen.

Auch in Spanien stehen 4500 Jobs auf der Kippe. In die Bresche könnten die finanzstarken Airlines vom Arabischen Golf springen, die in Europa mehr Publikum suchen, um ihre Drehkreuze in Dubai, Katar oder Abu Dhabi besser auszulasten.

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