Preise Gaskunden werden noch immer übervorteilt

Versorger geben gesunkene Preise nicht voll weiter. Eine Studie zeigt regionale Unterschiede auf.

Gas-Versorger geben gesunkene Preise nicht voll weiter. Eine Studie zeigt regionale Unterschiede auf.

Gas-Versorger geben gesunkene Preise nicht voll weiter. Eine Studie zeigt regionale Unterschiede auf.

Foto: dpa

Berlin/Düsseldorf. Obwohl sie schon 2014 und 2015 massiv öffentlich kritisiert worden waren, geben die Gasversorger ihre gesunkenen Einstandspreise noch immer nicht voll an die Endverbraucher weiter. Das zeigt eine Studie der Grünen, die unserer Redaktion vorliegt. Allerdings hat sich die Situation, vom Saarland und Nordrhein-Westfalen abgesehen, etwas gebessert.

Die von den Grünen beauftragten Forscher berechneten die Kosten für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden. Die Beschaffungskosten dafür fielen im Jahr 2016 um 94 Euro. Weitergegeben wurden im Bundesdurchschnitt aber nur 70 Euro (jeweils ohne Umsatzsteuer). Die Versorger machten also einen Extragewinn von 24 Euro.

Die Erklärung, sie hätten sich mit langfristigen Verträgen gebunden und könnten das Gas selbst nicht zum aktuell niedrigen Großmarkt-Preis von 1,2 bis 1,5 Cent je Kilowattstunde kaufen, zieht dabei kaum, so die Autoren. "Nur ein Bruchteil der Gasmengen, die 2016 an die Kunden gingen, wurden vor 2014 auf Termin gekauft".

Vor zwei Jahren war die Situation noch viel drastischer. Da behielten die Versorger von 104 Euro, die sie sparten, satte 84 für sich. Nur 20 Euro landeten bei den Kunden. 2015 war es besser, der Preisvorteil von 34 Euro wurde bis auf sechs Euro weitergegeben. Das Ganze summiert sich zu gewaltigen Summen. Den einzelnen Kunden fehlen über die drei Jahre gerechnet 114 Euro.

Bei allen zusammen - in Deutschland wird jede zweite Wohnung mit Gas beheizt - sind es 1,4 Milliarden Euro. Regional wurden die Zahlen für die letzten zwei Jahre ausgewertet. Dabei hätten im Saarland, das schon traditionell den höchsten Verbraucherpreis hat (2016: 6,94 Cent je Kilowattstunde), die Durchschnittshaushalte eigentlich 2015 und 2016 rund 64 Euro sparen können. Die Nordrhein-Westfalen zahlten 62 Euro zu viel. Nur die Bewohner Berlins, Hamburgs und Schleswig-Holsteins profitierten von Preisrückgängen oder sparten sogar mehr als eigentlich erwartet.

Die beauftragten Wissenschaftler machen für die Situation nicht den fehlenden Markt verantwortlich, sondern die Tatsache, dass die Verbraucher ihn nicht nutzen. Es gibt 75 konkurrierende Gaslieferanten. Doch wird nur selten der Versorger gewechselt, ganze 9,2 Prozent der Haushalte taten das im zurückliegenden Jahr. Der Grünen-Abgeordnete Markus Tressel äußerte gegenüber unserer Redaktion die Erwartung, dass die Anbieter 2017 endlich ihre aufgelaufenen Gewinnmargen an die Kunden weitergeben. "Ansonsten sollte man auch einen Wechsel des Gasversorgers in Betracht ziehen".

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