Deutsche Bank und Commerzbank Bankenfusion: „Die Idee ist brandgefährlich“

Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz-Zentrums äußert sich in dem Kurzinterview zur geplanten Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank und warum er davon nichts hält.

 Wolfgang Gerke, Finanz- und Wirtschaftswissenschaftler.

Wolfgang Gerke, Finanz- und Wirtschaftswissenschaftler.

Foto: dpa/Andreas Gebert

Herr Gerke, was stört Sie an einem eventuellen Zusammenschluss der beiden Geldhäuser?

Wolfgang Gerke: Die Idee ist brandgefährlich, denn die Abwicklung einer solchen Fusion kann nur schiefgehen. Wenn wirklich Synergien gehoben werden sollen, dann kostet das bis zu 40.000 Arbeitsplätze.  Das wird nicht ohne Machtkämpfe abgehen. Das wird auch das Management überfordern.  Auf jeden Fall werden Mitarbeiter demotiviert. Und auch Kunden könnten sich verabschieden. Hinzu kommt das Risiko für die Steuerzahler, denn eine fusionierte Großbank kann man nicht scheitern lassen. Praktisch besteht hier dann unausgesprochen eine Staatsgarantie.

In der Bundesregierung kann man einer Fusion aber nur Positives abgewinnen. Was steckt dahinter?

Gerke: Ich denke, dass Bundesfinanzminister Scholz schlecht beraten war. Die Idee, einen nationalen Champion im Bankensektor zu haben, ist ja schön und gut. Aber dann muss er auch hoch rentabel sein, um international auftreten zu können. Das ist durch eine Fusion dieser beiden Banken aber nicht zu bewältigen. Die Deutsche Bank muss erst mal die Postbank ordentlich in den Griff bekommen. Da gab es viel Missmanagement. Und die Commerzbank muss ihre Restrukturierung zu Ende bringen. Erst wenn diese Hausaufgaben erledigt sind, kann man weiter sehen.

Also besser Kooperation statt Fusion?

Gerke: Besonders die Deutsche Bank hat im IT-Bereich noch Riesenprobleme zu lösen. Das wird nicht leichter, wenn man mit der Commerzbank zusammen geht, wohl aber, wenn man über die Grenzen der Bankengruppen hinausschaut.

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