Frühere Chefs des Bankhauses Sal. Oppenheim vor Gericht

Vier frühere Chefs des Bankhauses Sal. Oppenheim und Immobilienmogul Esch werden der Untreue bezichtigt.

Köln. Schon das wird für sie eine Strafe sein: Kurz vor Prozessbeginn sind die Ex-Chefs des Bankhauses Sal. Oppenheim eine Viertelstunde lang den Fotografen ausgesetzt. Jeder der fünf Angeklagten geht anders damit um, aber keiner kann die Anspannung verbergen im Saal 210 des Kölner Landgerichts. Schließlich startet gegen sie einer der größten Wirtschaftsprozesse der Nachkriegszeit.

Christopher Freiherr von Oppenheim (47) lächelt tapfer, bevor er auf der Anklagebank Platz nimmt. Er muss damit leben, in siebter Generation die Unabhängigkeit seines Familienunternehmens verspielt zu haben — nur vier Jahre nach dem Tod seines Vaters, des Patriarchen Alfred von Oppenheim.

Etwas abseits, doch aufgrund seiner Größe von fast zwei Metern unübersehbar, steht Matthias Graf von Krockow (63). Ihm ist der Druck deutlich anzusehen. Er war mehr als zehn Jahre lang Sprecher der vier persönlich haftenden Gesellschafter. Die Begrüßung der Angeklagten untereinander fällt sparsam aus, nur ein kurzes, fast wortloses Händeschütteln.

In glanzvollen Zeiten rollte man ihnen den Teppich aus. Zuletzt hatten sie aber die Öffentlichkeit gemieden. Der hagere Friedrich Carl Janssen (68) — früher Risikomanager — sitzt wie versteinert auf seinem Platz. Dieter Pfundt (60), Ex-Chef des Investment-Bankings, dreht den Fotografen den Rücken zu.

Erst kurz vor Prozessbeginn betritt Immobilienmanager Josef Esch den Saal. Um den bulligen Mann, der sich vom Maurerpolier zum Fondsmanager hocharbeitete, ranken sich viele Geschichten. Früher haben die fünf Herren gemeinsam Geschäfte eingefädelt. Nun, vor Gericht, kämpft jeder für sich.

Als Oberstaatsanwalt Gunnar Greier die Anklage verliest, lauschen die fünf Herren den Vorwürfen regungslos. Es geht um Untreue in zwei Fällen. Einmal sollen die Herren das Bankhaus um 150 Millionen Euro, einmal um 460 Millionen geschädigt haben.

Was mag ihnen durch den Kopf gehen? Noch vor fünf Jahren standen sie an der Spitze der größten europäischen Privatbank Sal. Oppenheim. Wirtschaftskrisen, Revolutionen und sogar die Nazis hatte das 1789 gegründete Haus mit jüdischen Wurzeln überstanden. Nicht aber den Einstieg beim Handelskonzern Arcandor, der 2009 Insolvenz anmeldete. Heute ist das Traditionshaus eine Tochter der Deutschen Bank.

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