Ford-Chef Bernhard Mattes: "Starker Export hilft Ford"

Deutschland-Chef Bernhard Mattes im WZ-Gespräch über das Kompetenzzentrum in Köln und die Weltplattformen für Autos.

Herr Mattes, GM hat die Politik in Deutschland mit der Entscheidung düpiert, Opel doch allein weiterzuführen. Ist GM wieder stark genug, das aus eigener Kraft zu schaffen?

Mattes: Wir konzentrieren uns auf unsere eigenen Geschäftspläne. Es liegt mir fern, die Vorgehensweise eines Wettbewerbers zu kommentieren.

Mattes: Ich spreche mich bei jeglicher staatlicher Hilfe für absolute Gleichbehandlung aus. Einseitige nationale Unterstützung führt zur Wettbewerbsverzerrung. Die Europäische Investitionsbank stellt Kredite für die Entwicklung zukünftiger umweltschonender Fahrzeuge bereit. Diese Gelder sind für alle Hersteller zu gleichen Bedingungen zugänglich. Das sollte ein Beispiel für Deutschland sein.

Mattes: Keineswegs. Natürlich beobachten wir in diesen Wochen für Deutschland einen Auftragsrückgang. Das war nicht anders zu erwarten. Und dennoch: Der Rückgang ist weniger stark als von uns prognostiziert. Wir fallen nicht in ein tiefes Loch, weil 80 Prozent unserer Fahrzeuge, Fiesta und Fusion aus dem Werk Köln, Focus, C-Max und Kuga aus Saarlouis, in den Export gehen. Wir liefern von Deutschland aus in über 50 Länder, darunter sind Australien, Neuseeland und Südafrika. Der Fiesta aus Köln rollt auch in Tahiti. In Deutschland ist der Fiesta zum Bestseller geworden: In nur zwölf Monaten wurden 100.000 Fahrzeuge verkauft.

Mattes: Keine existenziellen Gefahren sehe ich für unsere Händler: Der Fahrzeugverkauf ist ja nur ein Standbein des Geschäftes, weitere sind die Servicearbeiten und der Ersatzteilehandel. Unsere Händler haben ihre Umsatzerlöse in den letzten Jahren Schritt für Schritt gesteigert. Sie sind mit uns profitabel gewachsen.

Mattes: Wir haben die weltweite "One Ford"-Strategie entwickelt. Dahinter stehen die Begriffe "One Team - One Plan - One Goal", also ein Team, ein Plan und ein weltweites Ziel. Und nach diesem Plan besetzen wir im Kölner Entwicklungszentrum die Führungsrolle für den Fiesta und werden diese auch beim kommenden Focus haben.

Mattes: Wir nutzen eine Fahrzeugarchitektur und bauen darauf die Ausführungen für die verschiedenen Märkte auf. Wir wissen, dass etwa unsere Käufer in Asien Fahrzeuge mit Stufenheck und Kofferraum sehr mögen. In Europa bevorzugen die Kunden die Fließheck-Variante. Darauf gehen wir mit den verschiedenartigen, lassen sie mich sagen, den "Ablegern", einer Grundform ein. Eine Grundform zu haben und darauf Varianten zu setzen, spart Kosten und gibt uns Stärke im globalen Wettbewerb.

Mattes: Ein Gedanke ist es, die steuerliche Abschreibung für den Mittelstand - etwa für Handwerksbetriebe - zu ändern. Dort gibt es viele Nutzfahrzeuge, die in die Jahre gekommen sind. Der Absatz der Nutzfahrzeuge ist durch die wirtschaftliche Lage ganz besonders zurückgegangen.

Mattes: Wir beteiligen uns ab dem kommenden Jahr in Großbritannien und Deutschland an staatlich geförderten Praxis-Großversuchen zur Elektromobilität. Dabei sind wir mit Pkw und leichten Nutzfahrzeugen mit Elektroantrieb unterwegs. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse zur Fahrzeugtechnik und Infrastruktur, den "Elektrotankstellen", werden wir auswerten - und dann entscheiden.

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