Die große Unbekannte Folgen des Coronavirus für die NRW-Wirtschaft: Auswirkungen sind „toxisch“

Düsseldorf · Wie stark die Epidemie die NRW-Wirtschaft treffen wird, ist noch offen. Es gibt Beratungsangebote für finanzielle Überbrückungshilfen. Minister Pinkwart fordert die Anpassung der Kurzarbeits-Regeln.

 NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) und Burkhard Landers (l), Vizepräsident von IHK NRW.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) und Burkhard Landers (l), Vizepräsident von IHK NRW.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Eigentlich will NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) bei seiner Pressekonferenz darüber berichten, wie es um die Konjunktur in Nordrhein-Westfalen steht. Und dafür hat er auch Zahlen parat. Doch er muss gleichzeitig einschränkend sagen: „Corona ist konjunkturell die große Unbekannte.“ Nur wenn man ausklammert, welches Schadenspotenzial die Pandemie für die Wirtschaft hat, gilt, was das Wirtschaftsforschungsinstitut RWI prognostiziert: Für 2020 rechnet man mit 0,4 Prozent Wachstum im Land. Die Zahl hinkt dem bundesweit vorausgesagten Wachstum von 0,6 Prozent hinterher. Doch auch diese kleinen Wachstumsschritte gelten nur ohne „die große Unbekannte“.

Burkhard Landers, Vizepräsident von IHK NRW, der Dachorganisation der Industrie- und Handelskammern, betont: China und Italien, wo es besonders viele Infektionen gibt, seien wichtige Handelspartner für NRW. Wenn Bauteile nicht geliefert werden können, seien Auswirkungen auf die heimische Produktion unvermeidbar. Neben exportorientierten Unternehmen aus der Industrie treffe es zunehmend auch Händler, Logistiker und Tourismusunternehmen.

„Sonst ist der Patient tot, ehe sich etwas getan hat“

Bisher, so Landers, sei noch ein relativ kleiner Teil der Unternehmen in NRW betroffen. Allerdings seien die Auswirkungen durchaus „toxisch“: Tourismus-, Catering- und Messebauunternehmen etwa könnten ihre Umsatzverluste nicht nachholen. „Da kann es passieren, dass Unternehmen, die alles richtig gemacht haben, schnell mit dem Rücken an der Wand stehen.“ Es brauche Liquiditätshilfe und eine unbürokratische Herangehensweise seitens der Politik. „Sonst ist der Patient tot, bevor sich da etwas getan hat“, warnt Landers.

Die Epidemie wird die NRW-Wirtschaft nach der Analyse der Wirtschaftsforscher vom RWI auf drei Wegen treffen: Zum einen dürften die Exporte sinken, insbesondere die nach China, die sechs Prozent der NRW-Ausfuhren ausmachen. Zulieferungen aus China werden zeitweise ausfallen und so die Produktion behindern. Drittens dürfte die Epidemie die Konsumlaune dämpfen, weil Dienstleistungen nicht in Anspruch genommen und Käufe zurückgestellt werden, um Infektionsrisiken zu verkleinern.

Es eilt, wenn man vermeiden will, dass Unternehmen die Luft abgeschnürt wird – wenn sie etwa wegen eines sie betreffenden Corona-Falls die Arbeit einstellen müssen. Oder sich gezwungen sehen, ausgerechnet in Zeiten, in denen Fachkräfte gesucht werden, eben diesen Fachkräften kündigen zu müssen. Wirtschaftsminister Pinkwart sieht all das und richtet einen Hilferuf nach Berlin: „Um Betriebe und Beschäftigte zu entlasten, muss ihnen die Bundesregierung stärker zur Seite stehen: So sollte die Kurzarbeit kurzfristige Auftragseinbrüche durch eine Pandemie auffangen können und nicht zwingend an Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung geknüpft werden.“ Außerdem müsse der Bund im Extremfall für einen von Quarantänemaßnahmen stark betroffenen Betrieb kurzfristig und unbürokratisch die befristete Möglichkeit für ein Kurzarbeitergeld schaffen.

Die Hilfestellungen für die Unternehmen in NRW

Pinkwart ermuntert die Unternehmen, auf Landesebene bestehende öffentliche Angebote wahrzunehmen, um mit Hilfe von Sofortprogrammen Liquiditätsengpässe zu überwinden. So könne die Bürgschaftsbank NRW (bis 1,5 Mio. Euro) und das Landesbürgschaftsprogramm (ab 1,5 Mio. Euro, auch Großunternehmen) Kredite besichern.

Sollte wegen des Corona-Virus ein Tätigkeitsverbot  (Quarantäne), ausgesprochen werden, können Betriebe eine Entschädigung für die Fortzahlung von Löhnen und Gehältern beantragen. Zuständig dafür sind die Landschaftsverbände.

Telefon-Hotline: Die landeseigene Förderbank NRW.BANK berät Unternehmen am Service-Telefon: 0211-91741-4800. Auch die IHKs haben Hotlines für Fragen von Unternehmen eingerichtet.

Der NRW-Konjunkturbericht im Internet unter:

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