Fisch wird rar: EU begrenzt erneut Fänge

Brüssel/Cuxhaven (dpa) - Weniger Fische im Netz: Im Nordatlantik sowie der Nord- und Ostsee dürfen im kommenden Jahr insgesamt weniger Fische gefangen werden als 2010. Darauf einigten sich die zuständigen EU-Minister am Mittwoch in Brüssel.

Verbrauchern drohen aber keine höheren Preise, wie der Bundesverband der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels erklärte. Geschäftsführer Matthias Keller sagte: „Wir können aus einem sehr reichhaltigen Angebot schöpfen.“ Die fehlenden Fangmengen der deutschen Nordseefischer ersetzten Fänge außerhalb der EU.

Die EU-Länder einigten sich nach einem 17 Stunden langen Verhandlungsmarathon auf einen Kompromiss für die Fangmengen im Nordatlantik und in der Nordsee. Für rund 90 Bestände schraubte die EU die Quoten zurück. Auch in den Vorjahren gab es Rückgänge. Für die deutschen Fischer bedeutet das für 2011 einen Rückgang beim Kabeljau um ein Fünftel auf etwa 2900 Tonnen. Beim Seelachs soll der Ertrag um 13 Prozent auf rund 10 000 Tonnen sinken.

Beim Hering wurde die Fangmenge für deutsche Nordseefischer jedoch auf 17 500 Tonnen erhöht - das bedeutet ein Plus von 23 Prozent. Für die Scholle gab es einen Zuwachs um 15 Prozent auf 4000 Tonnen.

Bereits im Oktober hatten die Ressortchefs über die Ostsee verhandelt. Im kommenden Jahr werden die Gesamtfangmengen dort für Hering um 30 Prozent, für Sprotten um 24 Prozent und für Lachs um 15 Prozent reduziert.

Der Staatssekretär im Bundesagrarministerium, Robert Kloos, sprach von „schwierigen Bedingungen für die deutsche Fischerei“. Die Fischer selbst rechnen mit erheblichen Einbußen. „Für unsere Betriebe bedeutet das Mindereinnahmen von vier Millionen Euro bei einem Gesamtumsatz von 28 Millionen Euro“, sagte der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft der Hochsee- und Kutterfischer in Cuxhaven, Kai- Arne Schmidt. Einige Fischer könnten dadurch vor dem Aus stehen.

Die EU-Kommission hatte den Mitgliedstaaten noch härtere Einschnitte vorgeschlagen. Brüssel stützt sich beim Kampf gegen die drohende Ausrottung vieler Fischarten auf Experten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES). In Europa gelten fast 90 Prozent der Bestände als überfischt.

Politiker, Fischindustrie, aber auch Umweltschutzorganisationen wie WWF begrüßten, dass sich der Kompromiss an wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Fischbestand orientiere. Nach Ansicht der Fischereiexpertin beim WWF Deutschland, Karoline Schacht, gibt es keine andere Möglichkeit: „Wenn der Fisch erst einmal weg ist, nützen taktische politische Spielereien nichts mehr.“ Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner hatte den Bestandsschutz der Fische betont: „Das ist auch eine Grundsicherung für die Fischer.“

Der WWF fordert aber noch mehr Kontrollen auf den Kuttern. Die Umweltschützer kritisieren, dass zu kleine oder zu viel gefischte Tiere einfach zurück ins Wasser geworfen werden. Greenpeace will zudem, dass die europäische Fangflotte verkleinert wird.

Bei dem Treffen wurden auf dpa-Anfrage auch detaillierte Zahlen zur Ostsee-Fischerei 2011 mitgeteilt. Die deutschen Fischer dürfen laut Landwirtschaftsministerium beispielsweise nur noch knapp 8800 Tonnen Hering fangen - das entspricht einem Rückgang um 30 Prozent. Dafür sind sechs Prozent mehr Dorsch erlaubt, was für Deutschland eine Gesamtmenge von 4012 Tonnen bedeutet. Die meisten Quoten gelten für die Fänge vom 1. Januar kommenden Jahres an.

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