Finanzchefs löschen Brand in Eurozone

Griechenland soll von Ländern der Euro-Gruppe notfalls 30 Milliarden Euro erhalten, um eine Staatspleite abzuwenden.

Brüssel. Eine Telefon-Konferenz auf Spitzenebene an einem Sonntag: So etwas gibt es in der EU nur, wenn es wirklich brennt. Die obersten Kassenhüter des Eurogebiets waren gezwungen, den Rettungsplan für das dramatisch verschuldete Griechenland zu präzisieren. Bis zum Freitag - dann steht das Frühjahrstreffen der Finanzchefs in Madrid an - konnten sie nicht mehr warten.

Das Ergebnis der hastig anberaumten Krisensitzung: Die Euro-Länder wollen Athen notfalls mit 30 Milliarden Euro unter die Arme greifen - deutlich mehr als die bisher angenommenen 20 bis 25 Milliarden. Zudem soll es Finanzspritzen des Internationalen Währungsfonds (IWF) geben, so dass nach dem möglichen Hilferuf der Griechen im ersten Jahr bis zu 45 Milliarden Euro fließen könnten. Deutschland müsste gemäß seinem Kapitalanteil bei der Europäischen Zentralbank (EZB) den Löwenanteil bei den bilateralen Hilfen aufbringen - Experten rechnen mit bis zu acht Milliarden Euro.

Angesichts des Zeitdrucks und der hohen Verhandlungssummen war dem Vorsitzenden der Euro-Finanzminister, Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker, die Anspannung am Sonntag anzusehen. Geduckt stieg er aus seiner Limousine - per Handy sprach er mit dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou. Mit Sorgenfalten auf der Stirn eilte Juncker in das Gebäude der EU-Kommission.

Drinnen dauerte die Konferenz dann länger als geplant. Später als angekündigt traten Juncker und der finnische EU-Währungskommissar Olli Rehn vor die Mikrofone und mühten sich mehrfach klarzustellen, dass Athen noch gar nicht um Hilfe gerufen habe. "Wir haben nun die Werkzeuge und die Instrumente in der Hand, die schnell genutzt werden können, falls dies nötig ist", bilanzierte Rehn. Und Juncker ergänzte: "Das ist ein Schritt zur Klärung, auf den die Märkte warten. Er zeigt, dass jetzt auch Geld dahinter steht." Er hoffe nun auf eine Beruhigung auf den Finanzmärkten. Die Euro-Kassenhüter hatten so schnell eingreifen müssen, weil der Druck der Finanzmärkte von Tag zu Tag wuchs. Die Athener Börse fiel in der vergangenen Woche um knapp fünf Prozent.

Athen muss Renditen von mehr als sieben Prozent für langfristige Anleihen bieten, um noch Geld zu erhalten. Die Ratingagentur Fitch senkte die Note für Griechenland Ende der Woche auf ein miserables "BBB-".

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