Fernbusse sollen ICE Konkurrenz machen

Die neue Bundesregierung gestattet künftig Linienfahrten über die Autobahn. Tickets sollen preisgünstig sein.

Berlin. Es ist ein kurzer Satz im dicken Koalitionsvertrag von Union und FDP: "Wir werden Busfernlinienverkehr zulassen." Macht die neue Regierung damit ernst, ermöglicht sie mehr Konkurrenz zur bundeseigenen Deutschen Bahn. Zwar rivalisieren deren ICE und Intercity schon jetzt mit den Billigfliegern.

Zu Lande haben Reisende aber fast keine Alternative zu den Fernzügen, falls es für längere innerdeutsche Distanzen nicht das Auto sein soll. Die Busbranche verspricht sich einen lukrativen Markt, wenn Linienfahrten über Autobahnen gestattet werden - mit Aussicht auf günstige Tickets.

Busfirmen dürfen nicht einfach losfahren, sondern brauchen dafür nach dem Personenbeförderungsgesetz grünes Licht der Behörden. Die Genehmigung wird bisher untersagt, wenn das Angebot "Verkehrsaufgaben übernehmen soll, die vorhandene Unternehmer oder Eisenbahnen bereits wahrnehmen." Diese Beschränkung sollte den Aufbau des Schienenverkehrs schützen.

"Der Busfernlinienverkehr ist ein interessanter Markt, den wir uns ganz genau anschauen werden", heißt es beim größten privaten Bahn-Konkurrenten Veolia Verkehr, der auch mit einem Fernzug zwischen Leipzig, Berlin und Rostock gegen den ICE antritt. Die Tochter des französischen Veolia-Konzerns betreibt hierzulande aber auch 1.500 Busse im Nahverkehr, davon 990 eigene.

"Alles, was unter fünf Stunden erreichbar ist, kann erfolgreich sein", heißt es beim Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO). Dabei seien vor allem Verbindungen der großen Ballungsräume attraktiv, wie jährlich 400.000 Busreisende zwischen Hamburg und Berlin zeigen.

Aber auch Routen zwischen Mittelzentren wie Erfurt und Dresden seien gefragt. Für den Start eines Angebots seien vor allem Marketing und ein Netz von Werkstatthöfen notwendig. "Mittelständische Bus-Unternehmer können sich dafür auch bundesweit unter einem Dach zusammenschließen", sagt ein BDO-Sprecher.

Schon jetzt sind Busse für Schnäppchenjäger und junge Leute oft eine billigere Alternative zum normalen Bahntarif. So kostet die etwa 2:40 Stunden lange ICE-Reise von Berlin nach Kassel 83 Euro, eine fünfstündige Busfahrt ist für 39 Euro zu haben.

"Dafür nimmt man in Kauf, dass man im Stau stehen kann und es nicht so komfortabel ist", sagt Heidi Tischmann, Bahnexpertin beim Verkehrsclub Deutschland. Da Züge Trassengebühren zahlten, sollten Busse aber in ein Mautsystem eingebunden werden. Bedienen würden sie wohl nur lukrative Strecken.

Der Marktführer hält sich bedeckt. Allerdings ist der Konzern keine reine Eisenbahn mehr, sondern mit einer Flotte von 13.200 Fahrzeugen, davon 4.800 eigenen, Deutschlands größter Busanbieter - präsent auch auf Fernlinien von und nach Berlin. 720 Millionen Gäste fahren jährlich mit Bussen der Sparte DB Stadtverkehr. Branchenexperten halten es für wahrscheinlich, dass die Bahn bei einer Freigabe des Busverkehrs in die Offensive geht und selbst in den Markt drängt.

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