EZB zieht die Geldzügel straffer

Die Finanzspritzen an die Institute werden zurückgefahren. Der Leitzins steigt aber wohl erst Mitte 2010.

Frankfurt. Mit der Wirtschaft im Euro-Raum geht es 2010 nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) schneller aufwärts als gedacht. Die Experten der EZB hoben ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr von 0,2 Prozent auf 0,8 Prozent deutlich an. Allerdings steht die Erholung nach Überzeugung des EZB-Rats auf wackligen Füßen. Deshalb ließ die Notenbank den Leitzins im Euro-Raum am Donnerstag unverändert auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent. Gleichzeitig kündigte Notenbank-Präsident Jean-Claude Trichet einen allmählichen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes an.

Wie angekündigt gab EZB-Chef Trichet erste konkrete Entscheidungen zum Ausstieg aus der sehr expansiven Geldpolitik bekannt. "Die bessere Lage am Finanzmarkt zeigt, dass im kommenden Jahr nicht mehr so weitreichende Liquiditätsmaßnahmen nötig sein werden wie zuletzt", sagte Trichet.

Die EZB steuerte den Geldmarkt, als sich die Banken ab August 2007 gegenseitig nicht mehr trauten. Erstmals in der Geschichte der Euro-Währungsunion durften sich die Banken so viel Geld ausleihen, wie sie wollten, und das zu langen Laufzeiten. Sie drückte den Leitzins auf ein Rekordtief und stützte den lädierten Markt für Pfandbriefe. Jetzt muss sie das Geld schrittweise wieder einsammeln.

Als erstes reduziert die EZB ihre unkonventionellen Maßnahmen, also ihre Finanzspritzen. Das geht technisch ganz leicht, indem sie auslaufende Verleihgeschäfte mit den Banken nicht mehr verlängert. "Ausstieg durch Nichtstun", heißt dieser Kniff. Am 16.Dezember erhalten die Banken zum dritten und letzten Mal für ein ganzes Jahr billiges Geld - allerdings schon nicht mehr zum festen Satz von 1,0 Prozent. Der Zins wird dann voraussichtlich anders als bei den ersten beiden derartigen Geschäften über dem aktuellen Leitzinsniveau liegen.

Auch die zusätzliche Geldvergabe schränkt die EZB ein. Der Sechs-Monats-Tender wird Ende März 2010 zum letzten Mal durchgeführt. Dabei gilt ein fixer Zins für alle Bieter. Tatsächlich war die Nachfrage nach solchen Monats-Geschäften in letzter Zeit gering. Die wöchentlichen Verleihgeschäfte will die EZB so lange wie nötig mit fixem Zins durchziehen, mindestens aber bis Mitte April 2010.

Im Sommer nächsten Jahres läuft das 60 Milliarden Euro schwere Ankaufprogramm von gedeckten Anleihen (Pfandbriefen) aus. Von der Summe wurde bislang mit 26 Milliarden Euro nicht einmal die Hälfte abgerufen. Die EZB kann zudem beim Geldausleihen nur noch bestimmte Wertpapiere als Pfand akzeptieren. Als letztes wird der Leitzins steigen, doch damit dürfte sich die EZB noch Zeit bis Mitte 2010 lassen. ifa/dpa

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